Bild: Produktion im Tesla-Stammwerk Fremont (Foto: Tesla)
Mit einer nur gut eine Woche dauernden Gigafactory-Schließung in China schien Tesla von der Coronavirus-Epidemie zunächst relativ wenig betroffen zu sein. Inzwischen aber werden allgemeine Sorgen um die Konjunktur lauter und damit auch die Frage, ob Tesla auf der Nachfrageseite von größeren Störungen verschont bleibt. Am Montag senkte ein Analyst der Investmentbank RBC aus diesem Grund seine Verkaufsprognose für 2020 deutlich. Der Börsenwert von Tesla fiel zum ersten Mal seit fast zwei Monaten unter 100 Milliarden Dollar und damit die Schwelle, die für die Auszahlung der ersten Stufe eines riesigen Bonus für den CEO gehalten werden muss.
Tesla-Kursziel auf 380 Dollar gesenkt
Joseph Spak habe die Tesla-Aktie schon zuvor mit „underperform“ eingestuft und jetzt sein Kursziel von 530 Dollar auf 380 Dollar gesenkt, berichtete am Montag TheStreet. Der Analyst habe bislang mit 524.000 Auslieferungen in diesem Jahr eine durchaus optimistische Prognose zu Tesla gehabt, diese jetzt aber auf 364.500 gesenkt. Tesla selbst hat zu Beginn dieses Jahres mindestens 500.000 ausgelieferte Elektroautos in 2020 als Ziel ausgegeben; 2019 waren es 367.500 Stück gewesen.
RBC rechne mit Blick auf Tesla angesichts saisonaler Effekte nach dem starken vierten Quartal 2019 mit einem eher schwachen ersten Quartal 2020, schrieb Spak laut TheStreet; ähnlich hatte sich auch Tesla-Finanzvorstand Zachary Kirkhorn schon geäußert. Für das zweite Quartal aber erwartet RBC jetzt eine „sehr niedrige Nachfrage aufgrund eines schwachen Automarktes“; auch mittelfristig sei mit weniger Wachstum zu rechnen, weil Verbraucher sparsamer würden und Tesla sich im Luxus-Segment bewege.
Tesla-Aktie fällt 18 Prozent
Bis US-Handelschluss am Montag verlor die Tesla-Aktie volle 18 Prozent auf 445 Dollar und damit noch mehr als der ebenfalls extrem schwache Gesamtmarkt; die Marktkapitalisierung von Tesla ging auf rund 82 Milliarden Dollar zurück. Seit Mitte Februar hat die Aktie und damit rechnerisch auch das Unternehmen nahezu 50 Prozent des damaligen Spitzen-Wertes verloren. Dabei hat die Marke von 100 Milliarden Dollar Börsenwert mehr als nur symbolische Bedeutung: Von ihr hängt ab, ob Tesla-CEO Elon Musk die erste Stufe eines riesigen Bonusprogramms erhält.
Dazu muss der Wert aller Tesla-Aktien mindestens einen Monat lang über dem Schwellenwert liegen – was seit dem ersten Überschreiten Ende Januar bereits erfüllt wurde. Das zweite Kriterium ist laut Forbes, dass der Tesla-Börsenwert ein halbes Jahr lang im Durchschnitt ebenfalls über 100 Milliarden Dollar liegen muss. Ende vergangener Woche, also noch vor dem jüngsten weiteren Absturz, habe dieser Wert bei 80 Milliarden Dollar gelegen. Den Wert der ersten Bonus-Tranche für Musk beziffert Forbes, abhängig vom aktuellen Börsenkurs, auf gut 400 Millionen Dollar.
CEO Musk bleibt locker
In der aktuellen Börsen- und Weltlage besteht wohl wenig Aussicht darauf, dass die Tesla-Kapitalisierung rasch wieder in Richtung 100 Milliarden Dollar anzieht, sodass es länger dauern dürfte, bis dieser Wert über volle sechs Monate erreicht ist. Wenig beeindruckt davon zeigte sich zumindest vergangene Woche noch CEO Musk selbst: „Der Markt war sowieso etwas zu hoch, also fällig für eine Korrektur“, kommentierte er am Montag eine Meldung über die Börsenverluste bis Wochenbeginn. Die Tesla-Aktie stand da allerdings auch noch etwa 100 Dollar oder gut 20 Prozent höher.