Mangel an Durchhaltevermögen, Kreativität oder Kampfeswillen kann man den Gründern des deutschen Startups Sono Motors nicht vorwerfen. Anfang 2016 begannen sie zu dritt, ihre Vision von einem Elektroauto umzusetzen, das dank integrierten Photovoltaik-Modulen einen Teil der benötigten Energie selbst erzeugt. Einen dreistelligen Millionen-Betrag sammelten sie über Crowdfunding statt am Kapitalmarkt ein, und Ende 2021 kam mit einem Börsengang noch einmal ungefähr die gleiche Summe ins Haus. Doch auch das reichte nicht bis zur Produktion des Solar-Elektroautos – und nach einem letzten Rettungsversuch hat sich Sono davon jetzt verschiedet.
„Herzensprojekt“ Elektroauto gescheitert
Das gab das Unternehmen am Freitagnachmittag auf Twitter und über seine Website bekannt. Sono Motors habe beschlossen, sein Geschäftsmodell umzustrukturieren und sich ausschließlich auf Photovoltaik-Nachrüstung und -Integration bei fremden Fahrzeugen zu konzentrieren, heißt es in der Mitteilung. Das Sion-Programm – also die Entwicklung des eigenen Elektroautos – werde dagegen mit sofortiger Wirkung eingestellt.
Dieser Teil des Projekts und die ursprüngliche Sono-Vision sind damit gescheitert. Übrig bleibt das 2021 inmitten von finanziellen Schwierigkeiten begonnene Lizenz-Geschäft, dessen Finanzbedarf nach Angaben des Unternehmens weitaus geringer ist. Mittlerweile sollen 23 Geschäftspartner Solar-Lösungen von Sono mit Hardware und Software nutzen. Die Entscheidung zu der Verschlankung ohne eigenes Elektroauto sei nicht leicht gefallen, weil damit „unser ursprüngliches Herzensprojekt“ eingestellt werden musste, wird in der Mitteilung Laurin Hahn zitiert, einer der Gründer und noch heute CEO (auf dem Foto oben mit dem Mitgründer und -CEO Jona Christians).
Dass der Sion trotz geduldiger und großzügiger Vorbesteller nicht mehr auf die Straße kommen würde, hatte sich im Vorfeld abgezeichnet – eigentlich über Jahre, denn die Produktion wurde immer wieder verschoben und Sono brauchte immer wieder frisches Geld. Zuletzt aber scheiterte der Ende 2022 gestartete Versuch, noch einmal 50 Millionen Euro an Sion-Anzahlungen einzusammeln. Den hatte das Unternehmen zur Schicksalsfrage gemacht: Die Kampagne sei die „letzte Chance“, das Elektroauto-Programm am Leben zu halten, erklärte es. Wenn sie scheitere, werde man dem Rat von Investoren folgen, sich auf das B2B-Geschäft mit Photovoltaik für fremde Autos zu konzentrieren. Und so kam es jetzt.
Idee lebt bei Sono und Lightyear weiter
An der Börse verlor die ohnehin schon stark dezimierte Sono-Aktie am Freitag nach der Meldung weitere gut 25 Prozent auf Kurse weit unterhalb von einem Dollar. Einen Rest Hoffnung auf ein Überleben des Sion-Projekts schien es zuletzt also noch gegeben zu haben, doch der hat sich erledigt.
Die Idee von Energie vom eigenen Elektroauto ist damit aber nicht tot. Denn erstens will Sion weiter Lösungen dafür verkaufen und zweitens wird sie auch von dem niederländischen Unternehmen Lightyear verfolgt. Dessen Tochter für das Premium-Modell Lightyear 0 ging zwar im Januar in die Insolvenz. Aber es arbeitet weiter am Lightyear 2, einem Elektroauto mit intregrierter Photovoltaik, das 2025 für unter 40.000 Dollar auf den Markt kommen soll.