Das deutsche Solar-Elektroauto Sion steht – wieder einmal – vor dem Aus. Nachdem es Sono Motors als das Unternehmen dahinter nach mehreren Nahtod-Erfahrungen in der Vergangenheit Ende 2021 sogar mit einer Milliarden-Bewertung an die Nasdaq gebracht hatte, will es aktuell von Kunden und Freunden noch einmal rund 100 Millionen Euro einsammeln, um den Serienstart zu finanzieren. Bis Ende Januar sollen 3500 Sions voll bezahlt werden, aber am Wochenende waren es erst etwas mehr als 1300. Besser dagegen ergeht es einem solaren Elektroauto-Startup aus dem Nachbarland: Das niederländische Uni-Spinoff Lightyear hat ein Modell bereits in der Produktion und jetzt ein zweites für einen breiteren Markt angekündigt.
Technologie mit Tesla getestet
Lightyear wurde von Studenten an der Universität Eindhoven gegründet, die vorher an Wettbewerben für solargetriebene Autos teilgenommen hatten. Das Photovoltaik-Team an der Uni bleibt innovativ – später baute es ein Camping-Elektroauto mit ausfahrbaren Solarflügeln für bis zu 250 Kilometer Reichweite pro Tag. Lightyear selbst stellte 2019 einen Prototypen für ein extrem effizientes Serien-Elektroauto ebenfalls mit solarer Unterstützung vor. Die Technologie wurde unter anderem mit einem Tesla Model 3 getestet, und im November 2022 begann bei dem Auftragsfertiger Valmet (den auch Sono gewählt hat) die Produktion.
Der Lightyear 0 soll nur in einer Kleinserie von unter 1000 Exemplaren gebaut werden. Mit Preisen ab 250.000 Euro ist er teuer – bietet dafür aber unter anderem den Superlativ des niedrigsten cw-Werts der Welt deutlich unter Mercedes EQS und Tesla Model S und eben die solare Reichweiten-Verlängerung. Nach WLTP sind 625 Kilometer mit nur 60 Kilowattstunden Akku-Kapazität angegeben, und pro Tag sollen durch die ins Dach integrierten Solarzellen bei optimalen Bedingungen 70 Kilometer hinzukommen.
Nach dem erfolgten Produktionsstart will Lightyear seine Technologie zudem in ein deutlich bezahlbareres Elektroauto bringen – das Unternehmen begann also ähnlich wie Tesla und anders als Sion in einem teuren Segment, um von dort aus stärker in die Breite zu gehen. Zu der Elektronik-Messe CES in Las Vegas zeigte es vergangene Woche ein Konzept seines als Lightyear 2 bezeichneten zweiten Modells, das allerdings noch abgeschnitten und ein wenig getarnt ist (s. Foto oben).
40.000 $ für solares Elektroauto
Dieses Elektroauto soll einschließlich solarem Nachladen eine Praxis-Reichweite von 500 Meilen (gut 800 km) haben, berichtete autoblog von der Messe in Las Vegas. Als geplanten Start der Produktion nannte Lightyear Ende 2025 und als angestrebten Preis unter 40.000 Dollar, also mindestens 7000 Dollar weniger, als derzeit in den USA das Tesla Model 3 kostet, das Strom bislang ausschließlich von Ladestationen bezieht. Nähere technische Angaben machte Lightyear noch nicht, erwähnte aber, schon 21.000 gewerbliche Vorbestellungen für den 2 zu haben. Auch dieses solare Elektroauto scheint also gute Chancen zu haben, tatsächlich auf die Straße zu kommen – anders als der Sion, wenn dessen Rettung im Rest des Januar nicht doch noch gelingt.