Mit BYD will noch 2022 der zweitgrößte Hersteller reiner Elektroautos nach Tesla in Deutschland starten. Nachdem der schwedische Partner Hedin Mobility Anfang August allgemein über diese Pläne einschließlich erster Auslieferungen vor Ende des Jahres informierte, hat BYD jetzt die Modell-Palette (s. Foto) veröffentlicht, mit der die Expansion nach Deutschland und andere Länder Europas beginnen soll.
Drei Viertel der Tesla-Palette abgedeckt
Anders als Tesla versteht BYD unter Elektroautos auch Plugin-Hybride. Wenn man die mit berücksichtigt, war das chinesische Unternehmen im ersten Halbjahr 2022 bereits der größte Hersteller der Welt. Nach Europa will es aber ohnehin rein elektrisch kommen. Und die drei dafür vorgesehenen Modelle, die BYD jetzt vorstellte, decken drei Viertel der Tesla-Palette grob ab.
Ein BYD-Pendant für das Tesla Model 3 fehlt einstweilen, aber mit dem Atto 3 soll ein Elektroauto kommen, das es mit dem Model Y aufnehmen könnte – jedenfalls an dessen unteren Ende mit der in Europa soeben neu eingeführten Version mit kleinerem Akku. Der BYD-Crossover ist allerdings kleiner als das Model Y und hat deutlich weniger Leistung. Direkt würde er deshalb wohl eher mit dem VW ID.4 und dessen Konzern-Ablegern konkurrieren.
Ein weiteres SUV, aber im größeren Format, ist der BYD Tang. In Norwegen gibt es ihn schon seit vergangenem Jahr, jetzt sollen neben Deutschland zunächst Schweden, Dänemark und Israel folgen, jeweils mit lokalen Partnern. Das reine Elektroauto hat sieben Sitzplätze und ist mit 4,87 Metern ein Stück kürzer als das Tesla Model X. Bei der Beschleunigung legt sich der Tang schon eher damit an, jedenfalls mit der Version ohne den neuen Plaid-Antrieb: 4,6 Sekunden von 0-100 km/h.
Der BYD Han schließlich lässt sich am ehesten mit dem Model S vergleichen. Er ist mit knapp unter 5 Metern fast gleich lang und hält auch bei der Tesla-Beschleunigung ohne Plaid ungefähr mit. Wie der Tang ist er allerdings bei 180 km/h abgeregelt, der kleinere Atto 3 sogar schon bei 160 km/h.
Noch keine Preise für BYD-Elektroautos
Abstriche gegenüber Tesla muss man tendenziell auch bei Reichweite und Ladetempo machen. Alle drei Elektroautos für Europa sind mit LFP-Batterien ausgestattet, denen BYD durch effiziente Integration immer höhere Energie-Dichten abringt – möglicherweise auch bald als Batterie-Zulieferer für ein neues Model Y für Europa. In dem eigenen Europa-Trio hat allerdings das SUV Tang mit 86,4 Kilowattstunden schon die größte Kapazität – für ein Fahrzeug dieser Klasse und Größe nicht viel. Die WLTP-Reichweite soll 400 Kilometer betragen. Der BYD Han kommt mit fast gleich großem Akku 521 Kilometer weit, der Atto 3 mit 60,5 Kilowattstunden 421 Kilometer. Laden von 30-80 Prozent soll jeweils eine halbe Stunde dauern, was für Leistungen unterhalb von 100 Kilowatt spricht.
Somit sind die Elektroauto-Kerndaten des Auftakt-Trios von BYD für Europa bekannt, und sie sprechen dafür, dass es das Unternehmen zunächst nicht in das Premium-Segment zieht. Aber solide hören sie sich an, und Massen-Modelle werden vielleicht dringender gebraucht als zunehmend teure Teslas. In der aktuellen Mitteilung bekräftigt BYD, dass die Europa- und damit Deutschland-Auslieferungen noch im vierten Quartal beginnen sollen. Die Preise für seine ersten drei Europa-Elektroautos ließ das Unternehmen allerdings vorerst offen.