Seit die Elektroauto-Vermietung nextmove in Zusammenhang mit der Bestellung von 100 Model 3 in einen Konflikt mit Tesla geriet und von einer „Service-Hölle“ berichtete, hat sie bei manchen Fans einen schweren Stand. Schon der öffentliche Streit wurde teils als Indiz dafür gesehen, dass die Vermietung im Geheimauftrag der alten Autoindustrie agiere, und was auch immer sie später an Daten aus Tests und sonstigen Praxis-Erfahrungen mit Tesla lieferte, wurde (außer wenn es sehr positiv war) mit ähnlichen Verdächtigungen in Frage gestellt. Jetzt aber hat nextmove von einem ähnlichen Großauftrag für den Kauf von 14 VW-Elektroautos des Typs ID.3 berichtet – und machte dabei nach eigener Darstellung Erfahrungen wie vorher bei Tesla.
2 ID.3 fehlen, 5 mit alter Software
Nicht gleich 100, aber doch 14 VW ID.3 wollte nextmove in seine wachsende Elektroauto-Flotte nehmen (Teslas gibt es dort weiterhin auch, aber längst nicht so viele wie einst geplant). Dazu war Geschäftsführer Stefan Moeller mit einer Gruppe von Abholern und ersten Mietern in der Autostadt Wolfsburg, wie er in einem Video dokumentiert. Mitnehmen konnten die Besucher letztlich aber nur zwölf der bestellten ID.3. Zwei weitere standen erst gar nicht bereit, und von den ausgelieferten müssen fünf für ein aufwendiges Software-Update noch einmal in die Werkstatt.
Das mache eine Pflichterfüllungsquote bei der Auslieferung von eigentlich nur 50 Prozent, hält Moeller unzufrieden fest. Das habe nextmove in einer Beschwerde an VW vorgetragen, die so aufgenommen worden und nach seinem Eindruck „heftig eingeschlagen“ sei. Kein Wunder: Mit dem ID.3 als erstem eigenem Elektroauto auf der Konzern-Plattform MEB will Volkswagen in ein neues Zeitalter starten. Wenn schon nicht ein technisch überlegenes Auto, dann wurde zumindest bessere Qualität bei der Auslieferung als bei Tesla weithin erwartet.
Stattdessen aber plagen den ID.3 hartnäckige Software-Probleme. Schon der versprochene Start-Termin im Sommer 2020 konnte nur eingehalten werden, weil frühe Kunden zunächst auf einige Funktionen verzichteten. Dazu zählte die Tesla-Selbstverständlichkeit Software-Updates per Funk. Seit diesem März hat VW diese Funktion für den ID.3 fertig und holt schon ausgelieferte Exemplare für die Umstellung darauf in seine Werkstätten. Doch laut Moeller hatten jetzt fünf der zwölf ID.3, die ihm übergeben wurden, noch den alten Stand ohne Funk-Updates (zu erkennen an der Versionsnummer 0783, s. Foto oben).
Parallelen zu Tesla-Erfahrung
Also müssen sie noch einmal zu VW und können in dieser Zeit nicht vermietet werden. „Nacharbeiten den Kunden aufzudrücken, kennen wir eigentlich nur von einem amerikanischen Hersteller von Elektroautos“, sagt nextmove-Chef Moeller, womit er natürlich Tesla meint. Anders als das US-Vorbild scheint Volkswagen die Sache allerdings nicht auf sich beruhen lassen zu wollen: Das Unternehmen wolle noch herausfinden, wie es zu der schlechten Erfüllungsquote gekommen sei, hat es laut Moeller ihm gegenüber erklärt. Und es habe eine Kompensation für die zusätzlichen Kosten angeboten, die nextmove durch die Mängel entstehen.
In seinem Bericht nimmt Moeller kein einziges Mal das Wort Tesla in den Mund – aber die Parallelen zu seiner Erfahrung mit den 100 Model 3 im Jahr 2019 sind so offensichtlich wie die Unterschiede. Auf Twitter wurde er denn auch gefragt, ob nextmove jetzt auch alle Bestellungen bei VW storniere. Dazu stellte der Geschäftsführer erneut richtig, seinerzeit habe nicht nextmove storniert, sondern Tesla (was dort anders ausgelegt wird). Außerdem habe Tesla sich geweigert, „auch nur zu versuchen, in Zukunft mangelfreie Autos hinzustellen“, während es mit VW einen konstruktiven Dialog darüber gebe.