Nachdem Volkswagen lange die Neugier auf einen Elektroauto-Nachfolger des beliebten Bulli schürte, ist das passend als ID.Buzz bezeichnete Fahrzeug inzwischen bei den Händlern verfügbar und auch schon an einige Kunden ausgeliefert worden – in Deutschland kam es einschließlich November bislang auf 889 Neuzulassungen. Auch einige Test-Fahrzeuge sind darunter, was uns Gelegenheit gab, das Elektroauto mit Retro-Anleihen auszuprobieren.
Viel Resonanz beim Buzz-Test
Ein Hingucker ist der ID.Buzz jedenfalls geworden. Beim ersten Laden wurden wir von drei Passanten angesprochen. „Ein elektrischer Bulli? Geil“, bekamen wir unter anderem zu hören. „Passen da sieben Leute rein?“ fragte ein Familienvater, der mit einem älteren Multivan an der gleichen Aral-Tankstelle tankte statt zu laden. Die erste Frage beantwortet wir mit Ja, die zweite mit Nein, denn der Buzz ist derzeit nur mit maximal fünf Sitzplätzen erhältlich, davon drei auf der Sitzbank hinten. Offenbar ist eine weitere Reihe geplant, denn ganz hinten finden sich weitere Armablagen in den Innenverkleidungen. Einstweilen steht ein riesiger Kofferraum zur Verfügung, der quasi völlig rechteckig daherkommt.
Gerade dieses Raumgefühl macht aus dem Buzz ein sehr eigenständiges Fahrzeug, obwohl er auf der gleichen Plattform wie der ID.3 aufbaut. Wer einsteigt, klettert nach oben auf den Fahrersitz. Die Sitzposition ist hoch und ermöglicht gute Übersicht. Das Armaturenbrett wirkt ausladend riesig. Man fühlt den Platz. Die Rundumsicht ist durch diese Weite und wegen zusätzlich neben der Windschutzscheibe eingebauten Fenstern gut. Auf der zweiten Sitzbank geht es ebenfalls geräumig zu, auch wenn der mittlere Sitzplatz etwas schmaler ist als die Außenplätze. Hier sitzen zwei Erwachsene und ein Kind oder drei Kinder definitiv gut. Würde man zwei Kindersitze montieren, wäre für die dritte Person nur noch wenig Platz. Im Testfahrzeug war eine Art doppelter Ladeboden eingebaut. Darunter befanden sich Schubladen, die Kleinteile aufnehmen.
Familien-Elektroautos von VW
Als praktisches Feature erlebten wir die Schiebetüren hinten links und rechts. Mit Kindern könnte es nichts Besseres geben. Man kommt gut in das Auto hinein und hinaus, schlägt nicht beim Nachbarn an und kann Kindersitze ohne Verrenkungen montieren. Die Türen sind übrigens auch vom Fahrersitz aus zu bedienen – auf und zu per Knopfdruck.
Die Materialanmutung des ID.Buzz ist anständig. Manche Bedienteile und gerade der Fahrstufen-Hebel wirken einfach, aber alles andere hochwertig. Die Sitze sind bequem und gut verstellbar, die Oberflächen wertig und schön anzusehen. Das Armaturenbrett ist nicht nur riesig, sondern mit einer Art Holzoptik auch schick. Viele Ablagen in der Tür und und ein herausklappbarer Getränkehalter sind interessante Details. Die zwei Displays im Cockpit zeigen alles deutlich und klar an. Nun ja, das Entertainment-System ist eher nur ein Radio mit Navifunktion, aber das sind wir aus der ID-Baureihe gewöhnt. Die Standard-Ware lässt sich immerhin gut bedienen. Hier gilt: nichts Spektakuläres, nichts Enttäuschendes.
VW lässt nicht ab von einem normalen Autoschlüssel. Für den ID-Buzz gibt es ihn samt Bedientasten für die elektrischen Schiebetüren hinten. Man muss nach dem Einsteigen einen Startknopf rechts an der Lenkradsäule drücken, um losfahren zu können. Zwar unterstützt der Schlüssel Keyless-Go, und bei der Annäherung an das Fahrzeug leuchten die LED-Leisten auf. Den Startknopf muss man dann aber trotzdem noch drücken. Außerdem konnten wir die zu dem Elektroauto gehörende App VW-Connect nicht nutzen. Wir wurden schlicht nicht als Hauptnutzer freigeschaltet.
Trödeln beim Überholen im ID.Buzz
Wie fährt sich der VW ID.Buzz? Das Negative zuerst: Er ist bei 145 km/h abgeregelt. Laut Tacho fährt man etwas schneller. Wie schon beim ID.3 empfinden wir das als gelegentlich zu langsam – beim Überholen scheint man zu trödeln, und stets fühlt man sich, als ob man immer am Limit fährt. Dank der Länge würde man dabei ein sehr stabiles Fahrgefühl erwarten, doch kurze Unebenheiten spürt man deutlich. Damit kann man leben. Der Heckantrieb sorgt dafür, dass man an jeder Ampel ordentlich losstürmt. Das kommt einem schneller als die angegebenen 10,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h vor. Ein Sportler will der E-Bus aber definitiv nicht sein. Sehr positiv fällt der tolle Wendekreis auf – man meint, man würde auf der Stelle wenden. Deutlich besser als in unserem Model Y und wirklich praktisch in der Stadt.
Über die Ladeperformance können wir nicht meckern. Die angegebene bis zu 170 kW erlebten wir nicht, aber regelmäßig mehr als 120 kW. Dadurch waren die Ladestopps nicht deutlich länger als die des von uns im Alltag gefahrenen Model Y. An einer schnellen Ladesäule wie bei Aral pulse schafften wir es tatsächlich mehrfach in knapp 30 Minuten auf 80 Prozent, jeweils von unterschiedlichen Start-Füllständen aus. Um es einfach zu sagen: Die Ladegeschwindigkeit geht in Ordnung. Auch hier gilt: nichts Spektakuläres, nichts Enttäuschendes.
In unseren Augen kann man den ID.Buzz trotzdem nur sehr einschränkt mit einem VW Transporter oder Multivan vergleichen. Denn er ist zwar groß im Vergleich zum ID.3 oder ID.4, aber keinesfalls so groß wie ein Transporter, egal ob man die Kurz- oder Langversion heranzieht.
Preis weit über Tesla Model Y LR
Zudem haben es die Preise in sich. Die von uns gefahrene FVersion kostete knapp 77.000 Euro. Das ist wohl der Idee geschuldet, der Buzz sei mit dem Multivan vergleichbar, für den diese Preise bezahlt werden. Den ID.Buzz finden wir damit aber zu teuer: Um die 60.000 Euro wären vielleicht okay. Das Tesla Model Y bietet etwas weniger nutzbaren Platz, aber einen fast so großen Kofferraum (Model Y: maximal 2100 Liter; ID. Buzz: maximal 2205 Liter). Den Tesla gibt es ab knapp 60.000 Euro als Long-Range-Version mit Allrad. Allein für Schiebetüren würden wir keine 20.000 Euro drauflegen.