Der April 2022 war für den Auto-Markt in Deutschland auf gewisse Weise historisch, denn er war der erste vollständige Monat, in dem auch Tesla Model Y aus der Ende März offiziell gestarteten Gigafactory in Grünheide bei Berlin (s. Foto) ausgeliefert wurden. Allerdings gelangten noch nicht besonders viele davon zu Kunden im selben Land: Insgesamt wurden im April nur 277 Model Y in Deutschland neu zugelassen. Vom Model 3, das noch aus der Gigafactory in China kommt, waren es mit 373 Neuzulassungen nicht viel mehr. Und anders als in starken Tesla-Monaten nahm die Zahl der neuen Elektroautos sogar ab.
650 deutsche Tesla-Neuzulassungen im April
Das geht aus Daten hervor, die das Kraftfahrtbundesamt in dieser Woche veröffentlichte. Demnach gingen die gesamten deutschen Neuzulassungen im April 2022 gegenüber dem Vorjahresmonat um 21,5 Prozent auf 180.264 Stück zurück, was zugleich der niedrigste Wert in diesem Jahr war. 22.175 der neu zugelassenen Pkw waren rein elektrisch – und auch das waren 6,9 Prozent weniger als im April vor einem Jahr. Der Anteil reiner Elektroautos an den Neuzulassungen erreichte damit 12,3 Prozent. Bei Plugin-Hybriden nahmen sie mit minus 19,6 Prozent auf 21.697 sogar fast so stark ab wie im Gesamtmarkt.
An Tesla hat der Rückgang der reinen Elektroauto-Neuzulassungen in Deutschland nicht gelegen. Gegenüber April 2021 nahmen sie mit zusammen 650 Model 3 und Model Y um immerhin 34,3 Prozent zu. Gegenüber dem Vormonat stellt das allerdings einen Einbruch dar, denn in dem hatte Tesla mit 8045 Neuzulassungen seinen höchsten deutschen Wert aller Zeiten erreicht. 5516 neue Model 3 bedeuteten den zweiten Platz unter allen Pkw im März. Hinzu kamen 2529 Model Y mit einem unbekannten, aber gewiss noch kleinen Anteil in der Performance-Variante, die in der deutschen Fabrik hergestellt wird.
Ausgelegt ist die neue Gigafactory derzeit für bis zu 500.000 Elektroautos pro Jahr. Der Hochlauf könnte schneller vonstatten gehen als zuvor der in China, sagte Tesla-CEO Elon Musk bei einer Telefon-Konferenz Ende April, brauche aber dennoch seine Zeit. Und jedenfalls in Deutschland können in dem Monat noch nicht viele der lokal produzierten Model Y bei Kunden angekommen sein: Insgesamt verzeichnete dieses Elektroauto laut KBA jetzt 277 Neuzulassungen, und bei einigen davon dürfte es sich um Model Y Long Range gehandelt haben, die noch aus der Gigafactory in China stammen.
Rettet deutsches Model Y den Markt im Mai?
Mehr Aufschluss über den Hochlauf in Grünheide dürften zum einen Zulassungszahlen aus dem Rest Europas bringen – aber zum Beispiel in Norwegen fiel die Zahl beim Model Y mit 45 im April sogar besonders niedrig aus. Interessant wird außerdem der Mai: Normalerweise würden in dem Monat als dem zweiten des Quartals allmählich Schiffe mit Tesla-Nachschub aus China eintreffen, der in den ersten Wochen produziert wurde. Dieses Mal verzögert er sich aber, weil die Gigafactory dort seit Ende März geschlossen war und seit Mitte April nur begrenzt wieder produziert. Wenn überhaupt, werden im Mai also nur wenige Model 3 und Model Y aus China nach Europa gebracht werden, und die deutsche Fabrik bekommt die zweite Chance, den Elektroauto-Markt zu retten. Mehr dazu beitragen als im April dürfte sie jedenfalls.