Bild: Porsche
Die Zahl der Beiträge im Web, auf denen die Begriffe „Porsche Taycan“ und „Tesla Killer“ auf derselben Seite genannt werden, hat deutlich abgenommen – für den Zeitraum Juli bis Dezember 2019 liefert Google 17 Seiten mit Treffern dazu, für das erste Halbjahr dieses Jahres werden nur noch 13 Treffer-Seiten ausgegeben. Auch beim Porsche Taycan als neuem Elektroauto aus traditionsreicher deutscher Herstellung zeigt sich also, dass Erwartungen oder Befürchtungen, alte Auto-Konzerne würden Tesla schnell das Wasser abgraben, schnell schwinden, wenn ihre Konkurrenz-Angebote erst einmal zu haben sind. Und die jetzt veröffentlichten ersten Halbjahres-Zahlen für die Verkäufe des Taycan bestätigen den Eindruck, dass er Teslas Position nicht gefährdet.
Von Tesla-Killer keine Rede
Das Porsche-Elektroauto Taycan war Ende 2019 auf den nordamerikanischen und Anfang 2020 auf den europäischen Markt gekommen und wurde mehrfach mit dem Tesla Model S vergleichen. Das seit März im Westen grassierende neuartige Coronavirus hat Produktion und Verkauf im ersten kompletten Halbjahr mit dem Taycan beeinträchtigt, aber das gilt auch für andere Hersteller, sodass sich ein vorsichtiger Vergleich mit Tesla-Zahlen anbietet.
Und die Porsche-Informationen sprechen dafür, dass von einem Tesla-Killer tatsächlich keine Rede sein kann. Der Taycan komme „nach wie vor gut bei den Kunden an“, schreibt das Unternehmen zwar in einer Mitteilung zu den Verkäufen aller Modelle im ersten Halbjahr 2020. Genau 4480 Einheiten seines Sport-Elektroautos habe Porsche in dem Zeitraum ausgeliefert.
Einen Tesla, der in dieser Zeit noch seltener gekauft wurde, dürfte man aber kaum finden – genau lässt es sich nicht sagen, weil die Verkäufe von Model S und Model X nicht mehr einzeln ausgewiesen werden. Zusammen gab es bis Ende Juni aber 22.800 Auslieferungen der beiden Premium-Teslas. Selbst wenn auf das teurere und weniger effiziente Tesla Model X nur ein Viertel davon entfällt, wäre es also im ersten Halbjahr häufiger gekauft worden als der Porsche Taycan, und das Model S dann natürlich erst recht.
Porsche (noch) teurer als Tesla
Dem Audi e-tron dagegen musste sich das Model X zuletzt geschlagen geben, denn das Elektro-SUV aus demselben Konzern wie Porsche wurde in den ersten sechs Monaten 2020 insgesamt knapp 18.000-mal verkauft. Das zeigt allerdings wahrscheinlich weniger eine Überlegenheit des Audi-Elektroautos gegenüber Tesla als die Bedeutung des Preises beim Auto-Kauf: Der e-tron kostet in Deutschland ab 69.000 Euro Listenpreis und ist problemlos mit 20 Prozent Rabatt zu haben, der Flügeltür-Tesla dagegen beginnt erst bei fixen 86.000 Euro.
Ähnlich kosteten die ersten verfügbaren Modelle des Porsche Taycan, Turbo S und Turbo, weitaus mehr als das Tesla Model S Performance sogar in seiner Anfangszeit, also heute erst recht. Nach und nach aber führt Porsche billigere Varianten ein. Schon erhältlich ist der Taycan 4S, der schon beim Listen-Preis auf rund 6000 Euro an das Tesla Model S Performance herangerückt ist. Und vor Juli 2021 soll ein Taycan nur mit Heckantrieb folgen, der dann vielleicht sogar billiger sein wird als zumindest der Spitzen-Tesla.
Für steigende Verkaufszahlen könnte das reichen, aber zum Titel Tesla-Killer wohl weiterhin nicht. Denn schon das Model S in der Basis beschleunigt deutlich schneller als der 4S als der aktuell billigste Porsche Taycan.