Aller Voraussicht nach vor dem Start der Serienproduktion wird die Elektroauto-Fabrik von Tesla in Grünheide bei Berlin einen Betriebsrat bekommen: Die abschließende Genehmigung für die Gigafactory lässt weiter auf sich warten, doch schon seit diesem Januar steht fest, dass dort Ende Februar die Vertretung für ihre Belegschaft gewählt werden soll. Die ist inzwischen weiter gewachsen und besteht nach Angaben der IG Metall derzeit aus 2500 Personen, die Mehrzahl davon Führungskräfte und Ingenieure – weshalb die Gewerkschaft den frühen Zeitpunkt der Betriebsratswahl weiterhin „überraschend“ findet.
Vier Listen für Gigafactory-Betriebsrat
Bei einem Pressegespräch an diesem Montag habe Birgit Dietze, die Bezirksleiterin der IG Metall, zur Teilnahme an der Wahl kommende Woche aufgerufen, berichtet der RBB. Grundsätzlich sei es „eine wirklich gute Nachricht“, dass das deutsche Tesla-Werk einen Betriebsrat bekomme, wiederholte sie frühere Aussagen dazu. Allerdings zeigte Dietze weiter auch Bedenken: Mittlerweile habe die Gigafactory bei Berlin 2500 Beschäftigte, doch bei der Mehrzahl davon handle es sich noch um Fach- und Führungskräfte. Zudem könne nur zum Betriebsrat kandidieren, wer schon mindestens sechs Monate in einem Unternehmen arbeite.
Damit besteht aus Sicht der Gewerkschaft die Gefahr, dass der Tesla-Betriebsrat nicht repräsentativ wird. Tatsächlich soll die Initiative zu seiner frühen Wahl von führenden Mitgliedern der bisherigen Gigafactory-Belegschaft ausgegangen sein, war im Januar von informierten Personen zu erfahren. Auch laut dem Bericht des RBB gibt es einige Kandidaten, die „sehr nah am Management“ seien. Jedoch können sie nicht mit einem kampflosen Sieg rechnen, denn vier unterschiedliche Listen sollen zu der Wahl antreten.
Ein neuer Betriebsrat könnte in zwei statt in vier Jahren bestimmt werden, wenn sich die Tesla-Belegschaft bis dahin verdoppelt hat. Davon ist auszugehen, denn im ersten Endausbau soll die deutsche Gigafactory 12.000 Personen beschäftigen. Bislang sind es nach Angaben der IG Metall von Montag 2500, also mindestens 200 mehr als nach ihrer vorigen Meldung von 2000 bis 2300 von Ende Januar. Laut Dietze wartet auf den Betriebsrat viel Arbeit, denn vieles in der Fabrik sei bislang gar nicht oder nicht im Sinn der Beschäftigten geklärt. Details dazu nannte sie offenbar nicht.
Tesla als Ausbildungsmaschine
An dem Termin am Montag nahm laut RBB auch der Chef der Arbeitsagentur Frankfurt/Oder teil, der erklärte, 400 der Tesla-Beschäftigten seien von seiner Behörde vermittelt worden und 250 davon zuvor arbeitslos gewesen. Die meisten der Vermittelten würden jetzt in Produktion oder Logistik arbeiten, es seien aber auch einige Führungskräfte darunter. Außerdem will Tesla in diesem Sommer nach seinen Angaben groß in die Ausbildung einsteigen: Mindestens 100 Azubis sollen in der Gigafactory bei Berlin anfangen und sie zu einem der größten Ausbildungsbetriebe Brandenburgs machen. Darüber hinaus seien weitere duale Studiengänge zusammen mit der TH Wildau geplant. Die Tesla-Fabrik scheint also nicht nur zu einer Job-, sondern auch zu einer Ausbildungsmaschine für die Region zu werden.