Bei der Vorstellung des Tesla Cybertruck im November 2019 herrschte angesichts des unerwarteten Keil-Designs kurz eine Art Schock-Zustand, dann brach überwiegend Begeisterung aus. Die spezielle Form wurde auch mit Blick auf eine möglichst einfache Produktion gewählt, erklärte Tesla-Chef Elon Musk den ungewohnten Anblick – und bald darauf gab es Dutzende Versuche, das schlichte Cybertruck-Design mit anderen Fahrzeugen oder kompletten Neubauten nachzuahmen. Die meisten davon, allen voran das schlichte Bekleben eines Ford F-150 mit grauen Papp-Tafeln, fielen nur mit größerem Abstand betrachtet überzeugend aus. Ein Nachbau des Cybertruck aus Bosnien aber hat jetzt sogar einen echten Elektroauto-Kenner in die Irre geführt.
Cybertruck-Kopie täuscht Tesla-Kenner
„Cybertruck in Florida entdeckt!!“, schrieb in dieser Woche in Großbuchstaben der Twitter-Nutzer @klwtts, der einen YouTube-Kanal mit vielen Informationen über Tesla und andere Elektroautos betreibt. Unter anderem war er in diesem Januar wohl der erste Nicht-Mitarbeiter, der ein aufgefrischtes Tesla Model S vor seine Kamera bekam. Ein Freund seines Kanals habe ein Foto des Cybertruck eingeschickt, schrieb er dazu. Es zeigt den typisch metallischen Tesla-Koloss auf einer mehrspurigen Straße, und alle drehen sich nach ihm um.
Es hätte also sein können, dass Tesla-CEO Elon Musk den bislang wohl einzigen Cybertruck-Prototypen wieder einmal für einen Ausflug benutzt hat. Dabei wurde er kurz nach der Vorstellung einige Male beobachtet, und zuletzt Mitte April besichtigte Musk mit dem E-Pickup die Gigafactory-Baustelle in Texas. Die Entdeckung in Florida folgte etwa zwei Wochen später. Auch das schien zu passen, denn etwa zu dieser Zeit ließ der Tesla-Chef auf Twitter wissen, er sei zu Besuch bei einem Freund in dem Bundesstaat.
As noted in subsequent tweets, this is our friend Jim’s Cybertruck. He meticulously built this gas converted Ford Raptor into a Cybertruck in Bosnia and has since sold it to someone in Miami. If you missed our video, it’s a fascinating look into it all! https://t.co/qE4My06Jl8 https://t.co/tPzRHaFUqc
— Kim Java (@ItsKimJava) April 27, 2021
„Es sieht so aus, als hätte es Elon Musk zur MiamiTech geschafft“, schrieb denn auch ein anderer Twitter-Nutzer zu dem Cybertruck-Foto. Relativ schnell klärte sich dann aber auf, dass die Zuschauer vor Ort und auch ein Teil von Tesla-Twitter auf einen weiteren Nachbau hereingefallen waren. Wie unter anderem die YouTuberin @ItsKimJava aufklärte, stammt er von einem Team aus Bosnien und wurde später in die USA verkauft.
Im vergangenen Oktober hatte sie den Kopf des Teams dahinter, nur als Jim von einem Unternehmen namens Spark Solutions bezeichnet, für ihren Kanal interviewt. Unter dem Fake-Tesla stecke ein alter Ford Raptor, erklärte der Fan, der nach eigenem Bekunden aus Versehen fünf Cybertrucks bestellt hat, aber eigentlich nur einen will. Drei bis vier Monate reine Arbeitszeit habe ein vielköpfiges Team für das Projekt über acht Monate gebraucht, erklärt Jim. Die Kosten hielten sich aber, wenn man das Basis-Fahrzeug und Personal nicht mitrechnet, mit etwa 10.000 Euro für Material in Grenzen.
Keil-Pickup mit Verbrenner-Antrieb
Für eine Umstellung auf Elektro-Antrieb reichte der Ehrgeiz der bosnischen Truppe nicht, sodass bald verräterische Aufnahmen ihres Ford im Cybertruck-Kleid beim Tanken auftauchten. Ansonsten aber ist er außen wie innen weitgehend originalgetreu gehalten, bis hin zu Kamera-Spiegeln und einem zentralen Touchscreen, der laut Jim aber nur etwa 10 Prozent der Funktionen wie bei Tesla üblich ermöglicht. Wie es zu dem Verkauf nach Florida kam und an wen, erklärte @ItsKimJava jetzt nicht. Aber der Kunde hat auf jeden Fall den Rat des bosnischen Unternehmers beherzigt: Man solle so ein Fahrzeug lieber fertig kaufen, als zu versuchen, es selbst herzustellen, sagte er in dem Video nach getaner umfangreicher Arbeit.