Kurz nacheinander gingen ab August 2021 zwei deutsche Startups mit Produkten an den Markt, die sich letztlich wohl als zu attraktiv für Kunden mit großen Bedarf erwiesen: Beide boten eine Flatrate für das unbegrenzte Laden von Elektroautos an, und beide machten daraus wenig später einen Tarif, wie man ihn aus der Mobilfunk-Branche kennt: Der Preis ist pauschal, aber das Volumen begrenzt. Mehr Aussichten auf eine längere Haltbarkeit könnte dagegen ein neues Flatrate-Angebot im engeren Sinn haben. Allerdings ist es mit einem Elektroauto-Abo verbunden – und kommt ausgerechnet von einem Öl-Konzern.
Tesla-Strom mindestens 60 Euro pro Monat
Schon länger bietet Shell in Europa unter dem Namen Shell Recharge Solutions verschiedene Elektroautos im modernen Abonnement an, also eigentlich zur Langzeitmiete. Dazu zählt zum Beispiel auch das Tesla Model 3 Standard Range Plus (s. Foto), das man derzeit ab 639 Euro pro Monat bekommen kann. Neu hinzu kam in der vergangenen Woche aber die optionale Strom-Flatrate für den Tesla und andere Modelle, wie die deutsche Recharge-Tochter mitteilte. Sie gilt nach den Angaben für mehr als 250.000 Ladepunkte in 35 europäischen Ländern.
Der neue Pauschal-Tarif ist nach den Shell-Angaben für ausgewählte Elektroautos in seiner Abo-Flotte zu haben. Die besteht derzeit aus 13 Modellen von Fiat 500-e bis Porsche Taycan 4 Cross Turismo. Für vier davon gibt es laut der Website dazu eine Lade-Flatrate: außer für das kleine Tesla Model 3 für Renault Zoe, Hyundai Kona Elektro und Mercedes EQA. Tesla Model 3 Long Range und Model Y Long Range sind ebenfalls in der Abo-Auswahl, aber nicht mit dem pauschalen Strom-Paket dazu.
Bei den Elektroautos mit optionaler Flatrate richtet sich der Preis sowohl nach dem Modell als auch nach Laufzeit und Kilometer-Leistung im Abo. Beim kleinen Tesla Model 3 etwa möchte Shell für die Strom-Pauschale 60 Euro pro Monat haben, wenn man es über 12 Monate mit maximal 10.000 Kilometern mietet. Bei 20.000 Kilometern im selben Zeitraum sind es 140 Euro pro Monat. Etwas mehr bezahlt man beim Mercedes EQA, für den die kleinste Strom-Flatrate trotz weniger angegebener Reichweite mindestens 90 Euro kostet. Auf der anderen Seite ist der Tarif bei 20.000 Kilometern über 12 Monate mit 110 Euro niedriger als bei dem Tesla.
Schwierige Lade-Flatrates für Elektroautos
Die feine Differenzierung lässt vermuten, dass Shell Recharge sein Flatrate-Angebot genauer durchkalkuliert hat als die Startups (die zunächst, wenn überhaupt, nur nach Modellen unterschieden). Zudem sind hier Kreuz- und Quer-Subventionen zwischen dem Elektroauto- und dem Strom-Abopreis möglich, und der große Betreiber muss anders als unabhängige Anbieter nicht jede Kilowattstunde extern einkaufen. Für interessierte Kunden stellt sich aber natürlich nicht nur die Frage, ob sich die Strom-Pauschale bei Shell lohnt, sondern sie müssen zusätzlich überlegen, ob das Auto-Abonnement für sie finanziell attraktiv ist. Bei manchen könnte das der Fall sein, aber insgesamt zeigt das neue Angebot auch erneut, dass eine Flatrate für Elektroauto-Strom gar nicht so einfach zu realisieren ist.