Die Preise für das schnelle Laden von Elektroautos ziehen weiter an. Sogar bei Tesla, lange für niedrige Preise bekannt, sind sie an den deutschen Superchargern innerhalb von 10 Monaten um 21 Prozent gestiegen. Weil andere Lade-Anbieter schon vorher teurer wurden, sind Tesla-Fahrer mit dem bislang exklusiven Supercharger-Netz weiter im Kostenvorteil gegenüber anderen, wenn man von zeitlich begrenzten Marken-Sonderangeboten absieht. Das gilt jedenfalls pro Kilowattstunde gerechnet – wer regelmäßig viel fährt, könnte dagegen mit einer neuen Flatrate für viele Lade-Netze billiger davonkommen.
Model 3 Pauschalpreis bei 159 Euro
Der Begriff Flatrate ist aus dem Telefon- und Internet-Wesen gut bekannt, mit dem jungen Unternehmen Elvah erreicht er jetzt auch die Elektroauto-Branche. Das Prinzip des Pauschaltarifs ist nach seiner Darstellung einfach: Man lädt überall per Elvah-App und zahlt nichts als den festen Flatrate-Preis. Zum verfügbaren Netzwerk gehören EnBW, allego, EWE Go, e.on, Ionity und weitere Anbieter. Selbst Laden am Supercharger ist möglich, wenn man einen Tesla hat: In diesem Fall werden die berechneten Kosten laut Elvah zurückerstattet, ebenso wie bei anderen Stationen, die über die App nicht zu nutzen waren.
Die Höhe des Tarifs richtet sich dabei nach dem zu ladenden Elektroauto. Für das Tesla Model 3 zum Beispiel verlangt Elvah 159 Euro pro Monat, wobei offenbar nicht nach der Akku-Größe unterschieden wird. Das kann sich nach den Supercharger-Preiserhöhungen früher lohnen als zuvor: Ab 397,5 kWh gibt man mit der Flatrate weniger für den schnellen Elektroauto-Strom aus – und hat zugleich seine Netz-Auswahl deutlich vergrößert. Wer sonst ohne Vertrag das Ionity-Netz mit seinen 79 Cent pro Kilowattstunde nutzen würde, lädt sogar schon ab 201,26 kWh günstiger. Laut Elvah-Website sind mehr als 150.000 Ladepunkte in 30 europäischen Ländern verfügbar.
Geleitet wird das Unternehmen mit Sitz nahe Bonn von Gowrynath Sivaganeshamoorthy. Der in Sri Lanka geborene Unternehmer hat zuvor beispielsweise ein Vernetzungstool für Flottenkunden entwickelt und beriet die Uefa zu Digitalisierung, wie er vor kurzem in einem Podcast berichtete. Die Grundidee für das Lade-Angebot war demnach, dass Kunden die volle Kontrolle über ihre Elektroauto-Kosten haben. In einem weiteren Schritt will Sivaganeshamoorthy das Laden aber auch verbessern und vereinfachen. So ist eine Säulen-Empfehlung geplant, die sich nach bisherigen Fehlermeldungen und dem strombedürftigen Elektroauto richtet.
Sparen auch als Tesla-Vielfahrer
Konkrete Zahlen nannte Sivaganeshamoorthy in dem Podcast nicht, erwähnte aber ein zweistelliges Wachstum pro Woche, das sich in den nächsten Monaten wohl fortsetzen werde. Allerdings ist bei dem Flat-Tarif wie aus dem Mobilfunk bekannt eine Klausel zu beachten: Es gibt eine als „Fair Use“ bezeichnete Grenze für die bezogene Strommenge. In dem für das Model 3 gültigen Tarif zum Beispiel darf man in zwei aufeinander folgenden Monaten nicht mehr als 850 kWh laden. Das entspricht bei einem Durchschnittsverbrauch von 16 kWh circa 5312 Kilometer im Monat, also mehr als 63.000 Kilometer pro Jahr. Selbst Power-Fahrer dürften diese 850-kWh-Grenze nicht jeden Monat erreichen.
Wer regelmäßig mehr als 2500 Kilometer pro Monat fährt und fast immer am Supercharger lädt, kann hier also sparen. Im Vergleich zu höheren Kilowattstunden-Tarifen als bei Tesla gilt das entsprechend früher. Wer exakt die erlaubten 850 kWh ausnutzt, kommt pro Einheit tatsächlich auf einen Preis, der sich wie aus einem anderen Land als dem bei Strom teuren Deutschland anhört: 18,7 Cent pro Kilowattstunde.