Bild: Daimler
Die gute Nachricht zuerst: Die seit vergangenem Juni noch großzügigere Elektroauto-Förderung in Deutschland, die zunächst nur bis Ende dieses Jahres gelten sollte, wird bis Ende 2025 verlängert. Das ist zwar noch nicht umgesetzt, wurde inzwischen aber mehrmals als fester Plan der Regierung bestätigt. Wer allerdings hoffte oder forderte, Umweltbonus plus Innovationsprämie in Höhe von mehreren tausend Euro würden in Zukunft nur noch für reine Elektroautos bezahlt, dürfte trotz zunehmender Auswahl und guter Argumente dafür enttäuscht werden.
Bis 6750 Euro für Plugin-Hybride
Nach früheren Berichten könnte Tesla nach dem Produktionsstart in der Gigafactory bei Berlin dem deutschen Auto-Verband VDA beitreten, noch aber ist es nicht so weit. Bereits Mitglied sind aber natürlich die Unternehmen der Volkswagen-Gruppe, die nach eigener Darstellung konsequent auf Elektroauto-Kurs ist. Schneller als die Verkäufe reiner Batterie-Fahrzeuge nahmen im VW-Konzern im ersten Halbjahr 2021 allerdings die der Plugin-Hybriden zu. Vielleicht vor diesem Hintergrund ließ der VDA jetzt wissen, von verschärften Regeln für deren Förderung nichts wissen zu wollen.
Plugin-Hybride sind je nach Definition ebenfalls Elektroautos und werden in vielen Statistiken als solche geführt, aber sie haben eben zusätzlich oder auch hauptsächlich einen Verbrenner-Antrieb. Wie klimaschonend sie sind, ist deshalb viel umstrittener als bei den reinen Batterie-Fahrzeugen. Nach der Norm-Messung braucht zum Beispiel selbst ein 2,7-Tonnen-Trumm wie der Mercedes GLE 350 de (s. Foto oben) nur 0,7 Liter Diesel pro 100 Kilometer. Aber das ist nur dann annähernd realistisch, wenn vor jedem Antritt einer längeren Fahrt der Akku voll ist. Laut einer Studie eines Fraunhofer-Instituts und des International Council on Clean Transportation von 2020 werden Plugin-Hybride als Dienstwagen nur zu 18 Prozent rein elektrisch gefahren, als Privatautos zu 43 Prozent.
Trotzdem werden sie in Deutschland intensiv gefördert. Für reine Elektroautos wie die von Tesla mit Netto-Startpreisen unter 40.000 Euro zahlt die Regierung 6000 Euro Zuschuss, nachdem der Hersteller schon 3000 Euro netto abgezogen hat. Bei Plugin-Hybriden in derselben Preisklasse beträgt der Staatsanteil 4500 Euro, also nur ein Viertel weniger. Teurere Autos mit reinem Strom-Antrieb wie das Tesla Model Y können immer noch 5000 Euro Staatsprämie bekommen. Und weil die Grenze dafür auf 65.000 Euro netto erhöht wurde, gibt es selbst beim Kauf des dicken GLE-Hybriden 3750 Euro vom Staat zurück.
Verbände wollen CO2-Regel behalten
Und nach dem Willen des VDA ohne Tesla, aber mit Volkswagen, soll das auch ziemlich genau so bleiben. In einer Mitteilung reagierte der Verband am Donnerstag auf Meldungen, laut denen das Bundeswirtschaftsministerium ab kommendem Oktober strengere Vorgaben für förderbare Plugin-Hybride machen will. Eine Überprüfung der elektrisch gefahrenen Kilometer, wie sie vielfach gefordert wurde, scheint nicht vorgesehen zu sein. Aber das Ministerium will offenbar die Regelung streichen, dass sich die halben Elektroautos statt mit einer Mindest-Reichweite auch mit weniger als 50 Gramm CO2-Ausstoß nach Norm qualifizieren können. Zudem soll der verlangte Reichweiten-Wert 2022 auf 60 Kilometer und Anfang 2024 auf 80 Kilometer steigen.
Dazu sagte die VDA-Präsidentin Hildegard Müller laut der Mitteilung, der Wegfall des CO2-Kriteriums werde den Hochlauf der Elektromobilität kurz- bis mittelfristig ausbremsen. Bei weniger Förderung für Plugin-Hybride würden sich Kunden womöglich für ein Verbrenner-Auto entscheiden, lautet ihr Argument dagegen. Für den Verband der internationalen Auto-Hersteller VDIK (laut Webseite ebenfalls ohne Tesla) informierte dessen Präsident Reinhard Zirpel, ohne die alternative CO2-Regel würden etwa 50 Prozent der Fahrzeuge seiner Mitglieder aus der deutschen Förderung fallen. Die Überlegung, dass genau das aus umweltpolitischen Gründen gewünscht sein könnte und dass reine Elektroautos von weniger Hybrid-Förderung mindestens ebenso sehr profitieren könnten wie Verbrenner, spielt für die beiden Auto-Vorsitzenden dabei offenbar keine Rolle.