Bild: Tesla
Im September 2020 stellte Tesla seine selbst entwickelte Batterie-Zelle im neuen Format 4680 (s. Foto) vor, die in Zukunft unerreicht hohe Produktionsvolumina zu drastisch reduzierten Kosten ermöglichen soll. Es wurde zwar nicht explizit so gesagt, aber dabei entstand der Eindruck, dass das Unternehmen die eigene 4680-Zelle zu seinem Standard machen wolle – und später verkündeten Elektroauto-Nachzügler wie Volkswagen, Renault und Stellantis sogar explizite Pläne mit Einheitsformaten für alle ihre Elektroautos. Tesla aber wurde in dieser Hinsicht offenbar falsch verstanden oder hat seine Strategie inzwischen geändert.
Musk will nur zwei Formate und Chemien
Das geht aus Äußerungen von CEO Elon Musk bei der Telefon-Konferenz zu den jüngsten Quartalszahlen hervor. Im Kern kann man seine Aussagen so zusammenfassen: Tesla will auf längere Sicht tatsächlich weg von der aktuellen Vielfalt hinsichtlich Batterie-Formaten und -Chemien für unterschiedliche Elektroautos und seine anderen Produkte. Idealerweise wird es in Zukunft nur noch zwei verschiedene Akku-Typen bei Tesla geben – und Zellen in dem 2020 präsentierten 4680-Format dürften die kleinere Rolle dabei spielen.
Derzeit sei Tesla bei Batterien in einer „Baskin-Robbins-Situation“, sagte Musk in einer Anspielung auf die Eis-Kette dieses Namens, die mit 31 verschiedenen Geschmäckern wirbt. Er sprach sogar von 36 Sorten bei Tesla, wobei nicht klar wurde, ob das die tatsächliche Zahl ist. Denkbar wäre es aber: Allein für das Model 3 Long Range soll es vier verschiedene Akku-Ausführungen geben, wie sich am Kürzel im deutschen Fahrzeugschein erkennen lässt. Das Model 3 Standard Plus aus China verwendet LFP-Batterien von CATL, also nicht nur mit anderer Chemie, sondern auch in einem anderem Format. In den neuen Model S und Model X stecken laut Musk Zellen im alten 18650-Format mit überarbeitetem Innenleben. Hinzu kommen die stationären Speicher, von denen das Industrie-Modul Megapack zum Teil ebenfalls schon LFP-Zellen von CATL bekommen soll.
Diese Vielfalt müsse derzeit betreut werden und bremse die Entwicklung bei Tesla aus, sagte Musk dazu. Aus längere Sicht sei es deshalb wichtig, sie zu verringern, auf vielleicht drei, aber im Idealfall nur noch zwei Formate. Und mit der Vereinheitlichung bei der Form soll eine bei den verwendete Zutaten einhergehen: „Nur eine Nickel-Chemie und eine Eisen-Chemie, damit wir uns nicht um so viele Varianten kümmern müssen.“
Zwei Drittel LFP-Zellen bei Tesla
Zu „Eisen“ verkürzt Musk dabei das Eisenphosphat in der Verbindung Lithium-Eisenphosphat, die in den LFP-Batterien von CATL und anderen für die Kathode (Plus-Pol) verwendet wird. Dieser Chemie hat er schon früher eine große Zukunft bei Tesla vorhergesagt, und andere Hersteller wie erneut VW sind ihm damit gefolgt. In der Telefon-Konferenz erklärte Musk aber jetzt erstmals, dass sie die deutlich größten Zell-Anteile bei Tesla haben soll, und zwar nicht im 4680-Format.
Wahrscheinlich werde es eine Verschiebung auf zwei Drittel Eisen-Zellen und für die anspruchsvollsten Anwendungen ein Drittel Nickel-Zellen geben, sagte Musk. Mit hoher Wahrscheinlichkeit würden zum Beispiel alle stationären Speicher wie Powerwall und Megapack die LFP-Chemie verwenden, und das sei gut so, denn Eisen gebe es anders als Nickel oder Kobalt (das Tesla ohnehin minimiert) reichlich auf der Welt. Das viel knappere Nickel könne man dann „Straßen-Transport über weite Strecken, Schiffen und Flugzeugen und solchen Sachen“ überlassen, blickte Musk in die weitere Zukunft.
Bis hierhin könnte man noch vermuten, dann werde Tesla eben die LFP-Chemie in seinem 4680-Format verwenden und von Zulieferern verwenden lassen, doch das schloss Musk aus: „Ich sehe eine Konsolidierung um ein strukturelles 4680-Paket auf Nickel-Basis für Fahrzeuge mit großer Reichweite und zusätzlich nicht unbedingt ein 4680-Format, sondern irgendein anderes für eisenbasierte Zellen“, sagte er.
2170-Backup für deutsches Model Y
Damit bliebe noch die Möglichkeit, dass auch das neue LFP-Format eine tragende Funktion im Fahrzeug-Rahmen wie für die 4680-er geplant bekommen sollen, aber zumindest explizit erwähnte Musk das nicht. Es könnte also sein, dass Tesla nur in Highend-Elektroautos die strukturellen 4680-Zellen verwenden wird und in allen anderen LFP-Batterien noch unbekannter Größe, die wie bislang in einen bereits stabilen Rahmen eingesetzt werden. Für das Model Y aus deutscher Produktion in der neuen Gigafactory ist laut dem CEO die neue Sandwich-Struktur mit 4680-Zellen vorgesehen – aber es gibt auch einen „Backup-Plan mit einem nicht-strukturellen Paket und im Prinzip 2170-ern“, wie er in derselben Konferenz an anderer Stelle sagte.