Er wolle nicht für Tesla den Pressesprecher spielen, hat Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach mit Blick auf den Gigafactory-Bau in seinem Bundesland schon mindestens zweimal erklärt, gerät aber mangels Äußerungen vom Unternehmen selbst immer wieder in diese Rolle. Passend neigt er dabei als Leiter des Wirtschafts- statt des federführenden Umweltministeriums zum Optimismus und ließ vor kurzem zum Beispiel erkennen, dass er die Genehmigung für Tesla nur für eine Frage der Zeit hält; vor Ende des Jahres dürfte es nach seiner Aussage so weit sein. Und auch aus noch weniger offizieller Quelle wurde jetzt ein Produktionsstart der deutschen Gigafactory in diesem Dezember gemeldet.
US-Zellen für deutsches Model Y?
An diesem Montag endete die einen Monat lange Auslegung der Anträge für die Fabrik in Grünheide bei Berlin. Die fand jetzt schon zum dritten Mal statt, weil Tesla die Planungen zweimal verändert hat, in der jüngsten Runde unter anderem durch die Integration einer Batterie-Produktion vor Ort (das Foto oben zeigt die aktuellen Bau-Arbeiten dafür). Einen weiteren Monat lang können noch Einwendungen erhoben werden, Mitte September könnte es eine weitere öffentliche Erörterung dazu geben, und danach können die Behörden ihre Entscheidung fällen. Laut den aktuellen Plänen ist der Start der deutschen Gigafactory für Ende dieses Jahres vorgesehen.
Er rechne damit, dass Tesla die Genehmigung bekomme, wenn nichts Unvorhergesehenes mehr passiere, wiederholte Steinbach an diesem Wochenende. Etwa zur gleichen Zeit kam auf Twitter die Nachricht vom geplanten Start im Dezember. Verbreitet wurde sie von @SawyerMerritt, der gelegentlich selbst exklusive Neuigkeiten erfährt, sich in diesem Fall aber auf einen anderen bekannten Tesla-Beobachter bezog. Alle Angaben stammen offenbar von der gleichen, nicht genannten Quelle im Unternehmen.
• Finally, Tesla is in talks with Mercedes, BMW, Volkswagen and Opel about sharing Superchargers in Europe. They tested a Volkswagen e-Golf and it supercharged to 100% in 15 minutes.
— Sawyer Merritt (@SawyerMerritt) July 18, 2021
Laut den von @SawyerMerritt verbreiteten Informationen plant Tesla auch intern weiter mit dem Deutschland-Start im Dezember. Allerdings soll dabei ein durchaus wichtiger Punkt noch nicht geklärt sein: die Frage, woher die Akkus für die ersten Model Y aus der deutschen Gigafactory stammen sollen. Das sei nicht abschließend entschieden, meldete der Beobachter dazu. Unter anderem denke Tesla darüber nach, fertige Akku-Pakete mit Zellen in dem neuen Format 4680 aus der ebenfalls neuen Gigafactory in Texas nach Grünheide zu schicken. Denn das US-Projekt, das etwa ein halbes Jahr später gestartet ist, sei dem deutschen inzwischen weit voraus.
Tesla soll über Supercharger verhandeln
Weitere Möglichkeiten für die Akku-Versorgung des deutschen Model Y nannte @SawyerMerritt zunächst nicht. Nach früheren Angaben von Tesla-Chef Elon Musk soll es bei Berlin wie in Texas mit den 4860-Zellen als Teil der tragenden Struktur gebaut werden. Der Standort in Deutschland sollte Teslas erste Batterie-Großproduktion bekommen. Zu Zell-Plänen für die Gigafactory in Texas hat Musk bislang wenig gesagt, aber dortige Beobachter berichteten, dass sie ebenfalls existieren.
Für Kunden dürfte vor allem das offenbar feste Ziel interessant sein: Model Y aus der deutschen Gigafactory ab Ende dieses Jahres, und zwar mit den neuen 4680-Zellen. Aber auch eine weniger erfreuliche oder zumindest umstrittene Nachricht brachte @SawyerMerritt von seinem Twitter-Kollegen @TroyTeslike mit: Tesla verhandle mit Mercedes, BMW, Volkswagen und Opel über die Öffnung des eigenen Supercharger-Netzes in Europa. Davon war zuletzt häufiger die Rede gewesen, und nicht jeder Tesla-Besitzer zeigte sich von der Möglichkeit angetan, die Exklusivität dieser schnellen Lade-Infrastruktur zu verlieren.