Bild: GM
„Sie sind vorangegangen“, sagte im November 2021 US-Präsident Joe Biden zu Mary Barra, der Chefin von General Motors (GM), mit Blick auf Elektroautos. Allgemein aber wird diese Rolle eher Tesla zugeschrieben, und dass der Elektroauto-Pionier auch für GM als Vorbild dient, zeigt sich jetzt zusätzlich in einem angrenzenden Bereich: Wie zuvor Tesla will der etablierte Auto-Hersteller bald auch stationäre Speicher für private wie gewerbliche Kunden sowie Photovoltaik-Installationen anbieten.
„Viele Analogien zu Tesla zu ziehen“
Es gebe „viele Analogien, die man zu Tesla ziehen könnte“, sagte der für elektrische Wachstumsinitiativen zuständige Manager Travis Hester in einem Interview mit der Nachrichten-Agentur Reuters. GM werde in das gesamte Ökosystem des Energie-Management einsteigen, kündigte er an. Tesla sei derzeit der einzige Konkurrent unter den Auto-Herstellern auf diesem Markt, und zwar ein starker.
Tatsächlich hat Tesla schon vor etwa zehn Jahren begonnen, bei Industrie-Kunden erste Akkus zu installieren. Später bekam das Produkt den Namen Powerpack, und es folgte die Haus-Batterie Powerwall für Privatleute. Im Jahr 2016 übernahm Tesla außerdem Solarcity, ein von Verwandten von CEO Elon Musk gegründetes Unternehmen, das damals US-Marktführer bei Photovoltaik-Installationen war. Im zweiten Quartal 2022 betrug der Umsatz der gesamten Energie-Sparte 866 Millionen Dollar.
Gemessen an Elektroauto-Verkäufen für 13,7 Milliarden Dollar ist sie noch relativ klein, doch laut CEO Musk könnte der Energie-Bereich von Tesla ähnlich bedeutend werden. Und den Zukunftsmarkt mit zentraler Verwaltung von Strom-Erzeugung, -Speicherung und -Verbrauch (beim Fahren) scheint jetzt auch GM entdeckt zu haben.
GM-Elektroauto soll bidirektional laden
Das gesamte erwartete Volumen aus Energie-Speicherung und -Management bezifferte Hester laut Reuters auf 120-150 Milliarden Dollar pro Jahr. Eine Prognose für den eigenen Anteil daran gab er nicht ab, nannte aber Beispiele für kommende Produkte: GM will private Elektroauto-Wallboxen wie Teslas Wall Connector anbieten, beginnend ab Ende 2023 zusammen mit dem elektrischen Pickup Chevrolet Silverado (s. Foto oben). Wie der Ford F-150 Lightning und anders als bislang die Elektroautos von Tesla soll er bidirektional laden, also Strom auch extern abgeben können.
Solche Systeme will GM laut Hester unter der Marke Ultium Home privaten Kunden anbieten und unter Ultium Commercial gewerblichen. Für beide Segmente soll es auch stationäre Akkus sowie Photovoltaik-Angebote geben, letztere in Zusammenarbeit mit der Solarfirma SunPower. Die Ähnlichkeiten zu Tesla sind also erheblich. In einer Hinsicht unterscheiden sich die GM-Pläne allerdings deutlich: Das Unternehmen will zur Strom-Erzeugung auch selbst entwickelte Wasserstoff-Brennstoffzellen anbieten. Tesla-CEO Elon Musk dagegen nennt diese Technologie zumindest für Elektroautos gern „fool cells“ statt Fuel Cells.