Nach Model 3 ab vergangenem November hat der US-Autovermieter Hertz in diesem März begonnen, auch Tesla Model Y in seine Flotte aufzunehmen, und kurz darauf verkündete er zusätzlich eine strategische Partnerschaft für noch mehr Elektroautos mit Polestar. Als neuen automobilen Schmuck wählte Hertz dennoch ein Model 3, das seit vergangener Woche auf einer Rampe vor dem Hauptsitz des Unternehmens in Florida steht. Allerdings wurde es etwas lieblos foliert. Und wenn CEO Elon Musk wüsste, was Hertz im Web über die frühen Zeiten von Tesla schreibt, würde er vielleicht kein einziges Elektroauto mehr dorthin liefern lassen.
Foliertes Model 3 vor Hertz-Zentrale
Auf das Tesla Model 3 bei Hertz in Florida wies am Freitag der Twitter-Nutzer @peytonlschaefer aus demselben Bundesstaat hin. Fotos zeigen das in der Farbe des Vermieters folierte Elektroauto mit seinem Schriftzug auf Seite und Front-Scheibe, präsentiert auf einer Rampe auf dem weitläufigen Gelände mit Palmen. Auf etwas Entfernung sieht das schick aus, aber es dauerte nicht lange, bis die Erscheinung kritisiert wurde: Das Tesla-Logo vorne sei einfach überfoliert worden, und auch insgesamt wirke die Arbeit etwas schlampig.
Wie bei Tesla musste es bei Hertz also offenbar schnell gehen. Ein branchenkundiger Twitterer erklärte, das Logo sei wahrscheinlich unter der Folie geblieben, damit es auf keinen Fall verloren gehe – schlecht für den bei Vermietern stets einkalkulierten Wiederverkauf. Die kleine Lieblosigkeit hätten Fans also vielleicht noch durchgehen lassen. Die Tesla-Beschreibung von Hertz im Web aber könnte selbst CEO Musk verärgern. Wie lange sie schon so lautet, blieb zunächst offen, aber im Zuge der Diskussion um das gelbe Model 3 stellte ein Twitter-Nutzer einen Ausschnitt daraus ein.
https://twitter.com/peytonlschaefer/status/1514938974887989254
Die Beschreibung ist auf der US-Seite zu finden, auf der Hertz zunächst mit vielen lobenden Worten Model 3 und Model Y für Kunden präsentiert. Auch der Text über den Hersteller darunter ist sehr positiv gehalten – aber sozusagen ebenfalls nur von Weitem. Denn gleich am Anfang heißt es darin, dass Tesla im Jahr 2003 von Martin Eberhard und Marc Tarpenning gegründet wurde. Elon Musk dagegen habe nicht zu den ursprünglichen Gründern gehört, sondern sei erst 2004 mit einer Investition von 6,5 Millionen Dollar eingestiegen und so zunächst zum Board-Vorsitzenden geworden.
Das ist technisch gesehen richtig, aber ein bekannter Tesla-Beobachter kündigte auf Twitter trotzdem an, sich bei Hertz um Veränderungen an dem Text zu bemühen. Denn juristisch gesehen darf sich Musk seit einer Einigung im Jahr 2009 zusammen mit dem späteren langjährigen Technik-Vorstand JB Straubel als Tesla-Mitgründer bezeichnen. Und inhaltlich legt er größten Wert darauf, dass das Unternehmen vor seinem eigenen Einstieg und dem von Straubel im engeren Sinn noch gar keines war. Insbesondere Eberhard greift er auf Twitter immer wieder an und bezeichnete ihn zum Beispiel im November 2021 als „schlimmste Person, mit der ich je gearbeitet habe“.
Lebensaufgaben für zwei Tesla-Mitgründer
Zudem hatte der heutige Tesla-CEO und -Mitgründer erst kurz vorher in einem Interview erkennen lassen, dass ihm dieses Thema wirklich wichtig ist. Der Moderator der Konferenz Ted 2022 fragte ihn, was seine größte Fehlentscheidung in den vergangenen Jahren gewesen sei, die er am liebsten rückgängig machen würde. Musk zögerte erst und sagte dann zunehmend entschlossen, die sogar mit Abstand schlechteste geschäftliche Entscheidung sei gewesen, nicht nur zusammen mit JB Straubel an den Start zu gehen. Bei seinem Einstieg sei Tesla nichts als eine leere Hülle gewesen und erst durch ihn und seinen Kompagnon zum Unternehmen geworden. Nur habe einer der anderen Mitgründer es sich zur Lebensaufgabe gemacht, eine andere Darstellung der Tesla-Historie zu verbreiten, wiederholte Musk gegen Eberhard gerichtet.
Fast scheint sich der Tesla-Chef also seinerseits vorgenommen zu haben, der nach seiner Darstellung falschen Eberhard-Darstellung zumindest nebenbei sein ganzes Leben lang entgegenzutreten. Angesichts der Tesla-Erfolge in der Gegenwart und der noch viel größeren Pläne für die Zukunft könnte ihm die früheste Zeit des Unternehmens inzwischen vielleicht egal sein. Doch wie Musk ebenfalls in dem Interview sagte, lege er fast pathologisch Wert auf die Wahrheit. Wenn Hertz weitere Elektroautos von ihm will, sollte das Unternehmen also wohl lieber noch einmal an seinem Website-Text arbeiten.