Endlich sei Brandenburg nicht mehr nur die verlängerte Werkbank des Westens, sagte der Ministerpräsident des Bundeslandes, als er Anfang März die Genehmigung für die Tesla-Gigafactory in Grünheide bei Berlin verkündete. Falls sein Kollege im benachbarten Sachsen-Anhalt je das gleiche Gefühl hatte, konnte er am Dienstag ebenfalls einen Aufstieg verkünden, der vielleicht sogar noch bedeutender ist: Der Chip-Hersteller Intel will die Landeshauptstadt Magdeburg zum Zentrum seiner Produktion in Europa machen.
Mehr moderne Milliarden für Deutschland
Dies ist das dritte Milliarden-Projekt für Deutschland, das in diesem Monat bekannt gegeben wurde. Anfang März bestätigte zunächst Volkswagen, nahe seinem Stammwerk in Wolfsburg für zwei Milliarden Euro eine reine Elektroauto-Fabrik bauen zu wollen. Das ist noch nicht unbedingt ein Ansiedlungserfolg, weil VW schon immer dort war. Das Batterie-Startup Northvolt aber hat ganz ohne historische Verpflichtungen das norddeutsche Heide als Standort für seine dritte Fabrik gewählt, wie es in dieser Woche mitteilte.
Die Intel-Investition in Magdeburg geht sowohl über diese beiden Projekte als auch über das von Tesla in Grünheide hinaus. Insgesamt will das US-Unternehmen in den nächsten zehn Jahren 80 Milliarden Euro in eine europäische Chip-Wertschöpfungskette von Forschung bis Produktion investieren, teilte es am Dienstag mit. Den Anfang macht mit 17 Milliarden Euro ein Paket mit zwei hochmodernen Halbleiter-Fabriken in Magdeburg (s. Computer-Foto oben), das so zum Zentrum der Intel-Aktivitäten in Europa werden soll.
Laut Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff ist das die größte Einzelinvestition, die in Europa je angegangen wurde. Sie stellt auch die Tesla-Fabrik bei Berlin in den Schatten, deren Kosten auf 5-6 Milliarden Euro geschätzt werden. Gleichzeitig zeigt sich, dass die Produktion von Chips noch deutlich kapitalintensiver und dann automatisierter ist als die von Elektroautos: Tesla rechnet mit 12.000 Beschäftigten in seiner deutschen Fabrik, Intel kündigte jetzt nur 3000 direkte Jobs in Magdeburg an.
Intel-Fabriken zwischen Tesla und VW
Wie bei Tesla und vermutlich auch Northvolt spielten für die Intel-Entscheidung hohe Subventionen eine Rolle. Mit dem Chips Act will die EU unabhängiger von asiatischen Herstellern werden und sich das insgesamt 43 Milliarden Euro kosten lassen. Wie die hartnäckige Knappheit nur zu deutlich gezeigt hat, werden Halbleiter auch für Autos immer wichtiger – Intel schätzt, dass sie 2030 bei Premium-Fahrzeugen 20 Prozent der Gesamtkosten ausmachen werden, nach 4 Prozent in 2019. Mit Tesla etwa 200 Kilometer östlich und VW 100 Kilometer Richtung Westen wären zwei potenzielle Kunden für Intel-Ware aus Magdeburg jedenfalls nicht weit entfernt.