Bis 2030 sollen in Europa Batterie-Fabriken mit einer Kapazität von zusammen rund 790 Gigawattstunden pro Jahr entstehen, angeführt von Tesla mit bis dahin erwarteten 125 Gigawattstunden, teilte vergangene Woche die Marktforschungsfirma Benchmark Mineral Intelligence mit. Doch die Ankündigungen neuer Projekte dieser Art hören nicht auf: Am Dienstag gab das schwedische Startup Northvolt bekannt, im norddeutschen Heide eine weitere Fabrik bauen zu wollen. Mit einer Ziel-Kapazität von 60 Gigawattstunden soll sie zu den größten in Europa geplanten zählen.
2030 mehr Northvolt-Kapazität als bei Tesla?
Northvolt wurde von ehemaligen Tesla-Managern gegründet und hat sich zum Ziel gesetzt, in Europa und auf nachhaltige Weise Batterien für den hohen Bedarf von Elektroauto-Herstellern zu produzieren. Die erste Fabrik in Schweden ist Ende 2021 in Betrieb gegangen, eine zweite ist im selben Land zusammen mit Volvo Cars geplant. Und am Dienstag stellte das Unternehmen Pläne für „Northvolt Drei“ vor: Die Fabrik im schleswig-holsteinischen Heide soll jährlich 60 Gigawattstunden an Zellen produzieren, beginnend in 2025.
Zusätzlich hat Northvolt sich vorgenommen, diese Batterien mit der „geringsten Umweltbelastung in Kontinental-Europa“ zu produzieren, heißt es in seiner Mitteilung. Der Standort Heide sei entscheidend, um dieses Ziel zu erreichen. Denn in der Küstenregion gebe es reichlich sauberen Strom von Windkraft-Anlagen an Land und im Wasser, sowie mehr davon durch Zusammenschaltungen mit Dänemark und Norwegen. Energieintensive Industrien wie Batterie-Produktion sollten stets geografisch nah an solchen Quellen gebaut werden, erklärte dazu Peter Carlson, früher Lieferketten-Chef bei Tesla.
Mit dem neuen Projekt steigt die geplante Kapazität bei Northvolt auf 170 Gigawattstunden pro Jahr, informierte das Unternehmen weiter. Das wären schon mehr, als nach der Benchmark-Übersicht aus der Vorwoche Tesla bis 2030 mit seiner Batterie-Produktion in Grünheide bei Berlin erreichen dürfte. Allerdings nannte Northvolt jetzt kein Jahr, in dem die angepeilte Kapazität realisiert sein soll. Auf jeden Fall dürfte Deutschland mit der Fabrik in Heide noch stärker zu Europas Batterie-Zentrum werden: Die Tesla-Gigafactory in Brandenburg und eine CATL-Fabrik in Erfurt machten laut Benchmark schon zuvor ungefähr ein Viertel der bis 2030 geplanten Kapazität aus. Zusammen mit Northvolt Drei würden es gut 30 Prozent.
Batterie-Preise steigen durch Rohstoffe
Dem Handelsblatt sagte CEO Carlson zu den neuen Plänen, auch die vielen Kunden und Ingenieurstalente in Deutschland hätten zu der Entscheidung für Heide beigetragen. Mit Volkswagen, BMW und Volvo habe man bereits Abnahme-Verträge, Mercedes könne jetzt hinzukommen. Vor kurzem habe Northvolt wegen teurerer Rohstoffe die eigenen Preise anheben müssen. Das sei allerdings nur ein vorübergehendes Phänomen. Laut dem Handelsblatt-Bericht sind die Kosten für NCM-Batterien innerhalb von einem Jahr um durchschnittlich 29 Prozent gestiegen, bei den von Tesla und chinesischen Herstellern intensiv genutzten LFP-Batterien sogar um 41 Prozent.