Bild: teslamag.de
Zuletzt schienen die Preise für schnelles Elektroauto-Laden unterwegs nur noch eine Richtung zu kennen. In diesem Juli setzte erst EnBW als der Betreiber mit den inzwischen meisten deutschen Stationen eine merkliche Erhöhung in Kraft, im August folgte Tesla an seinen Superchargern mit einem weiteren Cent-Schritt nach oben auf dann 40 Cent pro Kilowattstunde. Die Preise bei Ionity für spontanes Laden waren schon lange ungefähr doppelt so hoch, aber ausgerechnet das als teuer verschrieene Joint-Venture der deutschen Autokonzerne setzt jetzt einen Gegenpunkt: mit einem Abo-Modell für beliebige Marken, bei dem man auch mit einem Tesla als Vielfahrer billiger wegkommen kann.
Ab 2000 km billiger als Supercharger
Das freie Ionity-Abo ist seit diesem Donnerstag auf der Website des Unternehmens zu finden und scheint für fast alle Länder des Euro-Raums mit den gleichen Konditionen zu gelten: Außer ohne Vertragsbindung für hohe 79 Cent pro Kilowattstunde kann man dort jetzt ein Abo für 17,99 Euro pro Monat abschließen, um dann für 35 Cent pro Kilowattstunde zu laden.
Ob sich das rein rechnerisch lohnt, hängt stark von den individuellen Umständen ab. Als Tesla-Fahrer gar nicht groß überlegen muss, wer pro Monat weniger als 400 Kilowattstunden auf Langstrecken lädt. Das entspricht bei einem Verbrauch von 20 Kilowattstunden pro 100 Kilometer 2000 Kilometern Fahrleistung im Monat, also schon deutlich über dem Durchschnitt. Wenn man den Strom dafür ausschließlich bei Ionity lädt, ergibt sich einschließlich der Abo-Gebühr ein Preis von 39,5 Cent pro Kilowattstunde, also haarscharf unter den 40 Cent bei Tesla. Wer weniger verbraucht oder mehr woanders lädt, braucht entsprechend eine höhere Fahrleistung pro Monat, um diesen Punkt zu erreichen.
Zudem muss man sich bei Ionity für 12 Monate festlegen. So lange dürfte immerhin der Preis nicht steigen, aber das Abo lässt sich nicht nur für besonders reiseintensive Monate abschließen – das ist zum Beispiel bei manchen neuen Lade-Flatrates für Elektroautos möglich. Und letztlich wichtiger als die nackten Kosten sind der Ausbaugrad und die Zuverlässigkeit eines Lade-Netzwerks, zumal wenn man mit einem festen Abo daran gebunden ist. Ionity selbst bezeichnet sich als „Europas führendes High Power Charging Netzwerk“ und beziffert die Zahl seiner Stationen auf aktuell 367 mit durchschnittlich sechs Säulen pro Stück.
Tesla-Netz wächst, Ionity kurz vor Ziel
Für Tesla gibt die Seite supercharge.info rund 700 aktive Standorte in Europa an, und allein in Deutschland sollen demnächst noch 55 Supercharger-Stationen hinzukommen; Ionity dagegen nennt 400 Standorte als offenbar endgültiges Ziel (allerdings sollen schon jetzt 45 weitere im Aufbau sein). Hinzu kommt jedenfalls für Tesla-Fahrer die nahtlose Einbindung der Supercharger in die Navigation und dann das Laden ohne Hantieren mit Karte oder App. Insofern ist das neue Ionity-Abo wohl wirklich nur für extreme Vielfahrer im Tesla gut geeignet, für die zudem die Stationen günstig liegen. Aber es gibt ja auch noch Elektroautos von Herstellern wie Jaguar, die weder zu den Teilhabern von Ionity gehören und deshalb dort spezielle Angebote bekommen noch bislang bei Tesla laden können.