Immer wieder wird CEO Elon Musk darauf angesprochen, ob Tesla nicht wie fast jedes andere große Unternehmen auch eine Abteilung für klassische Öffentlichkeitsarbeit einrichten möchte, und immer wieder hat er dazu bislang erklärt, dass das nicht in Frage kommt. Er wolle die Produkte für sich sprechen lassen und nicht die öffentliche Meinung manipulieren, lautet seine übliche Erklärung dazu. In China aber scheinen die Uhren auch bei Tesla anders zu gehen: Dort soll das Unternehmen jetzt einen bedeutenden Auto-Journalisten als neuen Medien-Chef eingestellt haben.
Tesla stellt Ex-Chefredakteur ein
Diese Meldung stammt von einem chinesischen Twitter-Nutzer, der sich in der Vergangenheit schon als treffsicher erwiesen hat. Allerdings veröffentlichte er sie in diesem Fall nicht selbst dort, sondern in einem lokalen Sozialmedium, was dann auf Twitter weitergegeben wurde.
Demnach berichtete ein bekannter Blogger in China am Mittwoch, dass Tesla sich die Mitarbeit von Bai Chaoyang gesichert habe, dem früheren Chefredakteur der bedeutenden Auto-Zeitschrift DongCheDi. Der Journalist sei jetzt verantwortlich für „Verbreitung neuer Medien“, übersetzte @ray4tesla die lokalen Informationen. Das sei eine bedeutende Entscheidung zur Stärkung des PR-Teams von Tesla in China, kommentierte er.
INTERESTING DEVELOPMENT: Bai Chaoyang, former content editor-in-chief of DongCheDi, a major automobile publisher (China’s Motor Trend), now joins Tesla CN, “responsible for new media dissemination”, according to @cyfoxcat . This is a major move to strengthen Tesla CN’s PR team. pic.twitter.com/swJ6MPKhd5
— Ray (@ray4tesla) August 12, 2021
Tatsächlich war Tesla dort schon vorher kommunikativ aktiver als in Europa und erst recht in den USA, wo die Abneigung gegen normale Öffentlichkeitsarbeit am stärksten ausgeprägt zu sein scheint. So haben lokale Führungskräfte in China schon mehrfach Interviews gegeben, während für den Rest der Welt offiziell nur CEO Musk persönlich sprechen darf. Auch die Präsenz von Tesla in dem chinesischen Sozialmedium Weibo ist deutlich lebhafter als die im westlichen Twitter.
In diesem Frühjahr gab es eine Welle von negativer Berichterstattung über Tesla in China, ausgelöst von einer Kundin, die auf einer Messe lautstark gegen angebliches Bremsen-Versagen in ihrem Model 3 protestierte (s. Foto oben). Später ging das Unternehmen gegen mehrere Nutzer lokaler Sozialmedien vor, die dort weitere – offenbar erfundene oder verzerrte – Negativ-Geschichten verbreiteten. Anfang Juni stellte ein Börsen-Beobachter zudem fest, dass die Zahl der offenen Stellen für PR und Marketing bei Tesla in China bis Mai sprunghaft angestiegen sei.
Medien-Offensive nach Messe-Vorfall
Die Einstellung des Ex-Chefredakteurs dürfte, wenn sie sich denn bestätigt, Teil dieser Medien-Offensive sein. Damit hätte Chaoyang sozusagen die Seiten gewechselt: Kurz vor dem Messe-Vorfall in diesem April interviewte er laut Lei Xing, selbst Ex-Chefredakteur einer chinesischen Auto-Zeitschrift, noch Grace Tao, bei Tesla China zuständig für die Außenbeziehungen. Damals soll sie gesagt haben, ein Ausbau der PR-Abteilung sei nicht geplant.