Kurz sah es so aus, als hätte Nikola den Sprung vom umstrittenen Startup zu dem ernst zu nehmenden Tesla-Konkurrenten geschafft, als den sich der Gründer Trevor Milton schon länger präsentierte: Anfang September gab General Motors (GM) Kooperationspläne mit Nikola bekannt und wollte gegen Bezahlung in Aktien Technik für Wasserstoff-Lastwagen liefern und den Pickup Badger produzieren sowie Antriebstechnik dafür stellen. Aber schon zwei Wochen später musste Nikola Marketing-Tricksereien eingestehen und Gründer Milton zog sich zurück. Und am Montag sagte GM den größten Teil der Vereinbarung wieder ab.
Nikola-Aktie verliert fast ein Viertel
An den Börsen weltweit sind neben Tesla mittlerweile viele weitere Elektroauto-Aktien notiert und gefragt, was manche Beobachter schon dazu veranlasst, Blasen-Warnungen auszusprechen. Völlig wahllos aber scheinen die Märkte noch nicht zu sein. Denn die Aktie von Nikola, die selbst von der GM-Ankündigung im September zwar massiv, aber nur kurz profitieren konnte, verlor am Montag nach der Fast-Absage rund ein Viertel ihres bis dahin verbliebenen Wertes. Allerdings lag er damit immer noch bei knapp 8 Milliarden Dollar.
Bei Tesla-Fans war Nikola anders als an der Börse schon früher fast durchgängig unbeliebt, weil der Gründer Milton sich in die Nähe von dessen CEO Elon Musk stellte und gleichzeitig wegen angeblicher Designpatent-Verletzungen beim E-Sattelschlepper Semi gegen das Unternehmen klagte. Außerdem stellte er nach der Präsentation des Tesla Cybertruck, den er als hässlich bezeichnete, einen eigenen E-Pickup namens Badger vor. Doch der war trotz Möglichkeit zur Reservierung kaum mehr als ein 3D-Entwurf, und eine Spatenstich-Feier für eine Lastwagen-Fabrik von Nikola erwies sich als Inszenierung ohne anschließende Bauarbeiten.
Vor diesem Hintergrund scheint sich General Motors die Zusammenarbeit mit dem Startup, in der sich beide Partner gut zu ergänzen versprachen, noch einmal genauer überlegt zu haben. Zusammen informierten sie am Montag über eine „unverbindliche Absichtserklärung“ als Ersatz für die Pläne von September.
Konkurrent für Tesla Cybertruck abgesagt
Darin wird unter anderem das Ende für den Nikola Badger verkündet, den Gründer Milton noch als Alternative zu Teslas „Türstopper“ Cybertruck präsentiert hatte: Das Unternehmen habe von Anfang an gesagt, dafür einen Partner aus der Autoindustrie zu brauchen, und weil die Produktion bei GM nicht Teil der neuen Vereinbarung sei, werde Nikola alle Anzahlungen dafür zurückerstatten. Und auch mit Blick auf die Lastwagen-Pläne scheint die Kooperation deutlich zurechtgestutzt: GM will zwar weiter sein Wasserstoff-System Hydrotec in kommende Nikola-Laster integrieren. Über die Nutzung der eigenen Ultium-Akkus dafür aber soll jetzt nur noch „diskutiert“ werden. Allgemein wird die gesamte Erklärung als unverbindlich und noch in Verhandlung bezeichnet.