„Ihr habt doch drauf gewartet“: So kündigte am Montag der YouTuber Stefan Schwunk sein neuestes Video an, und die Vermutung ist nicht unberechtigt. Denn schon länger war der Ingenieur in Elektroauto-Kreisen bekannt, und Anfang dieses Jahres wurde er sogar zu einer Art Symbol der Verwerfungen auf dem weltweiten Auto-Markt sowie der Verschwiegenheit von Tesla: Erst berichtete Schwunk erfreut, seinen Job bei der „Behörde“ Daimler aufgegeben zu haben, um in der neuen Tesla-Gigafactory in Grünheide zu arbeiten – wie im Zuge dessen bekannt wurde, gibt der deutsche Konzern langjährigen Mitarbeitern viel Geld zum Abschied mit. Doch den Job bei Tesla trat Schwunk erst gar nicht richtig an, weil es Verstimmungen wegen seiner Bekanntheit gab.
Tesla Model Y im Qualitätscheck
Stattdessen arbeitet er seit diesem April bei Elli, der Lade-Tochter von Volkswagen in Berlin – und das als heiß erwartet angekündigte neue Video ist das erste seit der Wechsel-Episode, in dem sich Schwunk wieder mit Tesla beschäftigt. Penibel wie von ihm gewohnt, geht er darin der Fertigungsqualität des Model Y nach, das seit kurzem aus der Gigafactory in China nach Europa geliefert wird.
Der Hintergrund dazu ist, dass Schwunk in der Vergangenheit die Qualität des Tesla Model 3 aus Fremont deutlich kritisiert hat. In seinen YouTube-Checks schnitt dessen Karosserie klar am schlechtesten ab, und vor seinem geplanten Wechsel zur deutschen Gigafactory verärgerte er manche Tesla-Fans mit der Entscheidung, stattdessen einen VW ID.3 zu kaufen. Das später eingeführte Model 3 aus chinesischer Fertigung dagegen steht an der Spitze seiner Liste mit möglichst wenigen erkennbaren Mängeln (und bekam bei einem weiteren Test einen Platz im Mittelfeld direkt hinter dem Porsche Taycan).
Auch nach anderen Berichten ist die Qualität von Teslas aus China deutlich höher. Insofern mussten europäische Kunden auf das Model Y zwar lange warten, können aber zumindest auf sauber produzierte Exemplare hoffen, denn sie kommen sämtlich wie inzwischen auch das Model 3 aus China. Aber entweder hat Schwunk einen Ausreißer erwischt, oder Tesla muss dort noch üben, um auch beim Model Y, das erst seit Anfang des Jahres produziert wird, die höhere Qualität zu erreichen.
Noch nicht auf Niveau von Model 3
Denn bei seiner Durchsicht ohne Hebebühnen-Einsatz fand der YouTuber und Kurzzeit-Mitarbeiter bei Tesla zwar keine gravierenden Fehler am Model Y, aber mehrere kleinere. Die Spalte in Längsrichtung bezeichnet Schwunk als „ziemlich akkurat und exakt“, viel besser als beim Model 3 aus den USA. Aber er findet auch an mehreren Stellen unterschiedliche breite Blech-Abstände links und rechts und schlecht sitzende Dichtungen. Insgesamt macht das sieben Schwächen nach seiner Kategorie 2, die zusammen 35 Strafpunkte bedeuten, plus dreimal Kategorie 3 mit je einem Punkt. Damit liegt das Model Y in der Schwunk-Liste insgesamt gleichauf mit dem Hyundai Ioniq und nur vor dem Opel Corsa-e.