Bild: BMVI
Mit einer voraussichtlich populären Maßnahme hat Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer am Dienstag den offiziellen Start der neuen Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur verkündet: Von Ende November an bezahlt sein Ministerium auf Antrag 900 Euro Zuschuss für die Installation privater Elektroauto-Wallboxen. Laden zuhause solle selbstverständlich werden, sagte Scheuer, aber auch um die Infrastruktur für Elektroauto-Reisende soll sich die Leistelle kümmern. Das Vorbild dafür sei Tesla mit seinen Superchargern, sagte ihr Leiter dazu, und die vom Bund organisierten Lade-Stationen sollen sogar noch etwas „schicker“ werden.
Viel mehr Stationen als bei Tesla
Eingerichtet wurde die Leitstelle schon Ende 2019 unter dem Dach der Nationalen Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Technologie, die wegen der Verbreiterung ihrer Aufgaben inzwischen vorzugsweise mit ihrer Abkürzung Now bezeichnet wird. Im Rahmen des Corona-Konjunkturpakets der Bundesregierung von diesem Juni, das neue Milliarden für Elektroauto- und Infrastruktur-Förderung vorsah, bekam sie bereits die Aufgabe, für nicht weniger als 1000 schnelle Ladestationen in Deutschland zu sorgen. Zum Vergleich: Teslas deutsches Supercharger-Netz besteht aktuell aus 85 Standorten und weist schon so kaum noch größere Lücken auf.
Mit der intensivierten Arbeit der Leitstelle soll zum einen die Tesla-Erfahrung beim Laden Elektroauto-Fahrern aller Marken zugänglich gemacht werden – und zum anderen soll sie noch häufiger verfügbar und komfortabler werden. Innerhalb von zehn Minuten müsse jeder in Deutschland eine schnelle Ladesäule erreichen können, stellte Minister Scheuer der Leitstelle am Dienstag als Aufgabe, oder noch kürzer und allgemeiner: „Einfach laden“, müsse möglich werden, und zwar „überall“.
Was das genau bedeuten soll und wie der Weg dorthin aussieht, erklärte in dem per Video-Stream übertragenen Start-Schuss mit einiger Begeisterung der Leiter der Leitstelle, Johannes Pallasch. Unter anderem stellte er ihr erstes Produkt vor: ein aufwendig gestaltetes Thesenpapier mit dem Titel „einfach laden“, das die ideale „User Journey“ bei Elektroauto-Fahrten im Jahr 2025 beschreibt. Zu mindestens sechs der darin genannten neun Anforderungen könnte man sagen, dass sie von Teslas Superchargern bereits erfüllt werden, in dem Papier wird der Name des Elektroauto-Pioniers trotzdem nicht erwähnt.
Das holte dann aber Pallasch in seinen Ausführungen mit Scheuer nach. Die Leitstelle werde mit ihren Ausschreibungen für neue Lade-Standorte dafür sorgen, dass die Kunden bundesweit einheitliche Verhältnisse vorfinden, sagte er. In weniger Komplexität für die Nutzer und einfacher Handhabung liege eine „Riesenchance“ – Tesla habe das ja „ein bisschen vorgemacht“. Und das von der Leitstelle koordinierte „Deutschland-Netz“ verschiedener Betreiber solle sogar noch etwas „schicker“ werden als beim Vorbild. Beispielsweise sollten Ladende dort nicht im Regen stehen müssen, also Dächer über jeder schnellen Station bekommen. Bei Tesla gibt es das erst an wenigen Stationen.
900 Euro für private Ladestation
Die ersten Ausschreibungen für das deutsche Lade-Netz wie bei Tesla und darüber hinaus sollten nach Aussagen von diesem Juni eigentlich schon im dritten Quartal beginnen, also vor einigen Tagen. In diesem Punkt bat Leitstellen-Leiter Pallasch jetzt um noch etwas Geduld.
In der Zwischenzeit könnten Privatleute aber schon von der neuen Förderung von Heim-Stationen Gebrauch machen, die ab Ende November bei der KfW beantragt werden kann. In Frage dafür kommen sowohl Eigenheim-Bewohner als auch Vermieter, wenn die Wallbox mindestens 11 Kilowatt Leistung liefert, Strom aus erneuerbaren Quellen bezieht und netzdienlich steuerbar ist. Pro Ladepunkt gibt es dann pauschal 900 Euro für Wallbox und Anschluss-Arbeiten – aber nur, wenn dieser Betrag tatsächlich erreicht wird.