Das Elektroauto fährt an die schnelle Ladestation heran, der Fahrer nimmt das dicke Kabel mit Stecker, öffnet die Klappe an seinem Fahrzeug, steckt das Kabel ein, und schon fließt der Strom; die Kosten dafür werden von einem einmalig angegebenen Konto abgebucht. Die Szene könnte einen Besuch an einem Tesla-Supercharger beschreiben, denn dort funktioniert das Laden seit jeher so reibungslos. Doch der australische Ladesäulen-Hersteller Tritium, der unter anderem das deutsche Joint-Venture Ionity beliefert, möchte diese Erfahrung auch für alle anderen Elektroautos ermöglichen.
Lade-Komfort wie bei Tesla
Darüber berichten jetzt australische Medien, und der Vergleich mit Tesla ist in mehreren Beiträgen dazu zu finden. Er bietet sich auch an, denn bei dem Elektroauto-Pionier waren die Supercharger fast von Anfang an Teil des Plans und der Umsetzung. Weil Tesla Autos wie Säulen selbst entwickelt und betreibt, ist es organisatorisch kein Problem, die Anmeldung automatisch und die Abrechnung einfach zu gestalten. Hersteller anderer Elektroautos ohne eigenes Lade-Netz dagegen, also alle anderen (Ionity ist rechtlich unabhängig von den Gründerfirmen BMW, Mercedes und Volkswagen), müssen sich mit Säulen-Herstellern und -Betreibern sowie dazwischen agierenden Dienstleistern abstimmen.
Und genau diesen Prozess hat offenbar jetzt Tritium in die Hand genommen. Das Unternehmen, das von großer Nachfrage in Europa spricht und unter anderem 350-Kilowatt-Säulen für Ionity liefert, habe seine neue Lösung Plug and Charge vorgestellt, wird in Australien berichtet. Sie sei die erste dieser Art und basiere auf dem ISO-Standard 15118. Ohne Karte oder RFID-Schlüssel solle damit nahtlose Kommunikation zwischen Elektroauto und Ladesäule und eine Autorisierung von Zahlungen direkt vom Konto ermöglicht werden – wie bei Tesla, nur mit beliebigen Elektroautos. Die Lösung stehe ab sofort für die Betreiber der schnellsten Säulen mit 350 Kilowatt zur Verfügung.
Warten auf Elektroauto-Hersteller
Dazu würde auch Ionity gehören – in einem Bericht von Motoring von Mai 2019 wird ein Auftrag von dem deutschen Joint-Venture über Super-Lader für 120 europäische Standorte sogar als bislang größter für Tritium bezeichnet. In einem aktuellen Beitrag spricht der Tritium-Technikchef schon davon, die Lösung werde Laden endgütig bequemer machen als Tanken. Aber dem Artikel ist auch zu entnehmen, dass noch kein Ladesäulen-Betreiber beschlossen hat, das System zu nutzen, und auch noch kein Elektroauto-Hersteller.
Technisch wird die Authentifizierung über kryptografische Schlüssel gelöst, die laut Tritium in der Ladesäule und im jeweiligen Elektroauto gespeichert sind. Über einen unabhängigen Dritten und eine sichere Internet-Verbindung werde der Austausch zwischen den beiden Parteien zertifiziert, und schon könne das Laden bei laufender Abrechnung beginnen. Jeder Ladenetz-Betreiber werde sich mit diesem Thema „bald“ beschäftigen, sagt der Tritium-Technikchef laut Motoring voraus. Und bis dahin gibt es automatisch authentifiziertes Laden und abgerechnetes Laden eben doch nur am Tesla-Supercharger.