Bild: Model 3 mit LFP-Akku auf US-Website von Tesla
Eine vermeintlich minderwertige Technologie könnte sich als das Mittel der Wahl erweisen, um weltweit ambitionierte Pläne für mehr Elektroautos und stationäre Speicher-Akkus tatsächlich realisieren zu können: Seit Tesla im Herbst 2020 als erster westlicher Elektroauto-Hersteller begann, zunächst für das kleinste Model 3 aus China Batterien auf der Grundlage von Lithium-Eisenphosphat (LFP) zu verwenden, entdecken immer mehr Unternehmen die Vorteile dieser Chemie. In chinesischen Elektroautos ist sie ohnehin verbreitet – und jetzt wurde bekannt, dass mit LG Energy Solutions auch der mindestens zweitgrößte Zell-Hersteller der Welt LFP-Batterien produzieren will.
LFP mit Tesla von China in die Welt
LG Energy wurde Ende 2020 von LG Chem (selbst eine Tochter des südkoreanischen LG-Konzerns) abgespalten und ringt mit CATL aus China um den Titel des Weltmarktführers bei Elektroauto-Batterien. Beide beliefern bereits die Tesla-Gigafactory in China mit Batterien für Model 3 und Model Y. Dabei kommen die CATL-Zellen bei den Standard-Versionen der beiden Elektroautos zum Einsatz, die von LG Energy bei Long Range und Performance mit mehr Akku-Kapazität und deshalb Reichweite.
Der Grund dafür ist, dass es sich bei CATL um LFP-Zellen handelt. Die Rohstoffe dafür sind weniger selten und damit teurer, was auch einen niedrigeren Preis pro Kilowattstunde im kompletten Akku-Paket bedeutet. Ebenfalls niedriger ist aber die Energiedichte, und das bedeutet, dass sich mit LFP bislang nur begrenzte Kapazitäten und damit Reichweiten realisieren lassen. Allerdings werden die zunehmend ansehnlich: Im Tesla Model Y SR für China dürfte schon ein neuer Akku mit 60 Kilowattstunden Kapazität verbaut sein, der nach der Europa-Norm WLTP 455 Kilometer Reichweite bietet. Beim Model 3 dürfte er sogar für 491 Kilometer reichen.
Durch die Exporte von Model 3 aus der China-Fabrik kommen LFP-Zellen von CATL bereits jetzt nach Europa – und auch in den USA bietet Tesla neuerdings Model 3 Standard Range mit dem Akku daraus für eine frühere Lieferung an (s. Foto oben). Und offenbar will sich auch LG Energy dieses wachsende Geschäft schon länger nicht mehr entgehen lassen: Wie jetzt The Elec aus Südkorea berichtete, wurde dort Ende 2020 mit der Entwicklung einer eigenen LFP-Batterie begonnen.
LG Energy soll 2022 Pilotlinie planen
In dem Unternehmen habe Einigkeit darüber geherrscht, dass ein eigenes Angebot für LFP erforderlich ist, heißt es in dem Bericht ohne nähere Quellenabgabe. An der Technologie dafür werde in dem LG-Labor in Daejon gearbeitet. Eine Pilotlinie für die neuen Zellen soll frühestens im nächsten Jahr entstehen. Außerdem ist laut The Elec die Gründung eines Joint-Ventures mit einem chinesischen Partner geplant, der Rohstoffe für die LFP-Batterien liefern soll.
Nähere Informationen über die Pläne sind dem Bericht nicht zu entnehmen – sie scheinen auch noch in einem frühen Stadium zu sein. Ein potenziell heikles Detail wird aber noch genannt: LG Energy soll LFP-Zellen im so genannten Pouch-Format planen. Dazu sagte Tesla-CEO Elon Musk vor kurzem, von diesem Format rate er bei Elektroautos wegen Brandgefahr dringend ab, nachdem GM alle bislang produzierten Chevrolet Bolt mit Pouch-Zellen von LG wegen möglicher gefährlicher Produktionsfehler zurückrufen musste. Ein weiterer Vorteil der LFP-Chemie ist allerdings, dass sie thermisch stabiler ist als die NMC- und NCA-Zellen mit höherer Dichte, wie sie auch im Bolt verwendet wurden.