„Baut mehr Nickel ab“, appellierte Tesla-CEO Elon Musk im Juli 2020 an die Rohstoff-Branche und ließ damit erkennen, dass er sich früh Gedanken über die Verfügbarkeit der Materialien machte, die zur Umsetzung seiner Energie-Vision in Massen gebraucht werden. Mit Blick auf den bislang noch weniger verzichtbaren Batterie-Rohstoff Lithium zeigte er sich zunächst entspannter, aber auch das hat sich mittlerweile geändert: In diesem April erklärte der Tesla-Chef, am stärksten limitiert werde Batterie-Wachstum von Knappheit in diesem Bereich. Das Unternehmen beschäftige sich damit und werde in den nächsten Monaten „spannende Ankündigungen“ dazu haben. Und die könnten sich unter anderem auf ein Projekt in Deutschland und eine Investition in China beziehen.
Deutscher Lithium-Abbau mit Boring-Hilfe?
Wie der Name erkennen lässt, ist Lithium derzeit Bestandteil sämtlicher Lithium-Ionen-Batterien, wird also auch dann noch gebraucht, wenn man andere aktive Materialien ersetzt. Eine billigere Alternative könnten Natrium-Ionen-Batterien bieten, an denen der chinesische Weltmarktführer CATL intensiv arbeitet. Einstweilen aber wird immer mehr Lithium benötigt. Derzeit wird es hauptsächlich in Südamerika und Australien abgebaut, doch China holt auf. Der Preis am Spot-Markt hatte sich in diesem März gegenüber dem Stand von vor zwei Jahren zeitweise mehr als verzehnfacht.
Von der hohen Nachfrage profitieren will auch das Unternehmen Deutsche Lithium. Schon im März 2011 begann es nach eigenen Angaben mit der Erkundung einer der größten Lithium-Lagerstätten Europas, gelegen im Erzgebirge an der Grenze zwischen Deutschland und Tschechien (s. Karte oben). Seit 2017 gibt es eine Abbau-Genehmigung für den deutschen Teil von etwa 125.000 Tonnen Lithium. Wie es mit den konkreten Vorbereitungen vorangeht, ist unklar. Aber laut einem Bericht will sich Tesla-Chef Musk an der Logistik für den späteren Abbau beteiligen.
Das sei ihr von einem anonymen Leser mitgeteilt worden, berichtete vergangene Woche die Sächsische Zeitung. Als Vehikel könne Musk ein anderes lokales Unternehmen nutzen, das Lithium-Gestein über einen 3,3 Kilometer langen Stollen vom Bergwerk in Zinnwald zur Verarbeitung in einem Steinbruch transportieren will. Offensichtlich könnte hier die Musk-Firma Boring Co ins Spiel kommen, die Tunnel-Bohren schneller und billiger machen will. Darüber hinaus wäre Tesla, das in seiner Gigafactory in Grünheide bei Berlin auch eigene Batterien produzieren will, gewiss an dem lokalen Lithium interessiert.
Gerüchte über Tesla-Beteiigung in China
Ein Manager von Deutsche Lithium hatte laut der Sächsischen Zeitung von dem Musk-Gerücht schon gehört, wollte sich aber nicht dazu äußern. Doch auch aus China kommen aktuell Meldungen, die für einen tieferen Einstieg von Tesla in das Rohstoff-Geschäft sprechen, wie ihn Musk im April angedeutet hatte: Dort hat das bereits börsennotierte Unternehmen Tianqi Lithium eine Zweitnotierung in Hongkong beantragt, berichtete am Freitag CnEVPost. Bis zu 425 Millionen Aktien mit 1 Dollar Nennwert sollen dafür ausgegeben werden – und nach Gerüchten wolle Tesla einen ungenannten Anteil davon kaufen.
Das Unternehmen selbst hatte keinen Kommentar dazu, doch überraschend käme ein Tesla-Einstieg laut dem Bericht nicht. Schließlich habe sich mit BYD schon Ende März ein anderer wichtiger Batterie- und Elektroauto-Hersteller strategisch an dem chinesischen Produzenten Chengxin Lithium Group beteiligt, bevor beide Seiten Mitte Mai die Belieferung mit Lithium für knapp 600 Millionen Dollar allein in diesem Jahr vereinbarten. Außerdem soll BYD vorhaben, sechs Lithium-Minen in Afrika mit genügend Vorkommen für ein ganzes Jahrzehnt zu kaufen. Tesla ist bei Rohstoffen also früher dran als der große Rest der Auto-Branche, aber das chinesische Unternehmen, das als Batterie-Hersteller begann, scheint noch weiter zu sein.