Bild: Lithium-Exploration beim Tesla-Lieferanten Liontown (Foto: Liontown Resources)
Batterie-Rohstoffe, wie sie in den kommenden Jahren in vielfach größeren Mengen gebraucht werden als heute und erst recht als in der Vergangenheit ohne Elektroautos, sind nicht unbedingt knapp, aber derzeit akut teuer. Der Preis von Lithium zum Beispiel ist seit 2020 auf mehr als das Zehnfache gestiegen, was in diesem Jahr bereits zu erstmals seit langem wieder höheren Kosten für Elektroauto-Batterien geführt hat. Gleichzeitig erhöhen viele Hersteller die Preise für ihre Fahrzeuge. Bei Tesla aber soll es so nicht weitergehen: Notfalls will das Unternehmen laut CEO Elon Musk Lithium selbst in den USA aus dem Boden holen und zu Batterie-Material verarbeiten.
Tesla-Chef: Lithium absurd teuer
Gut 78.000 Dollar statt 6800 Dollar im Jahr 2020 kostet derzeit eine Tonne Lithium, ging am vergangenen Freitag aus einem Statistik-Feed auf Twitter hervor. Darauf reagierte der Tesla-Chef, dessen Unternehmen die Preise für seine Elektroautos seit etwa einem Jahr selbst immer weiter erhöht hat. Der Preis für Lithium sei auf absurde Niveaus gestiegen, schrieb Musk jetzt. Wenn das nicht besser werde, müsse Tesla möglicherweise selbst im großen Maßstab in Abbau und Verarbeitung einsteigen.
Simon Moores von der Marktforschungsfirma Benchmark Minerals hörte das gern. Denn er mahnt seit Monaten, dass Auto-Hersteller bei ihren ambitionierter werdenden Elektroauto- und inzwischen auch Batterie-Plänen die dafür nötigen Rohstoffe vernachlässigen. Noch am Vormittag hatte Benchmark in einem Kommentar aus dem neuesten IPCC-Bericht zitiert, dass Elektroautos zusammen mit Strom aus erneuerbaren Quellen die beste Klima-Option seien. Verfügbarkeit und Preise der dafür nötigen Batterie-Rohstoffe werden aber als problematisch genannt.
And there we have it @benchmarkmin https://t.co/lQhY6NThDr
— Simon Moores (@sdmoores) April 8, 2022
„Da haben wir es“, schrieb Moores zu der Ankündigung von Musk, sich mit Tesla notfalls selbst um Lithium zu kümmern. Allerdings kam das wenig überraschend, denn schon im Juni 2019 sagte der CEO, das Unternehmen werde wegen seines großen und wachsenden Akku-Bedarfs möglicherweise auch in das Rohstoff-Geschäft einsteigen müssen. Und beim Batterie-Tag im September 2020 teilte er mit, dass Tesla die Rechte an einem großen Lithium-Vorkommen im US-Bundesstaat Nevada gekauft habe. Man habe eine Methode gefunden, es relativ leicht und sehr nachhaltig aus dem dortigen Boden zu holen, sagte Musk damals.
Rohstoff-Markt wird leergekauft
Inzwischen hat die Produktion von Zellen im eigenen 4680-Format in einer Pilotanlage in Fremont begonnen, und einige davon könnten schon in Model Y aus der neuen Tesla-Gigafactory in Texas stecken. Von selbst gewonnenen Rohstoffen war dabei seit dem Batterie-Tag nicht mehr viel die Rede, aber nach den aktuellen Äußerungen von Musk sind diese Pläne zumindest nicht begraben: Lithium sei weltweit keineswegs knapp, es werde nur nicht schnell gewonnen und verarbeitet, erklärte der Tesla-Chef. „Wir haben ein paar coole Ideen für nachhaltige Lithium-Extraktion und -Verarbeitung“, ergänzte er am Samstag.
Laut Benchmark fehlen dem weltweiten Markt rechnerisch dieses Jahr 65.000 Tonnen Lithiumcarbonat. Neue Quellen im „Ideen“-Stadium dürften daran kurzfristig nichts ändern. Allerdings scheint die aktuelle Knappheit nicht nur von Lithium Musks Unternehmen weniger zu betreffen als neu mit Elektroautos beginnende Hersteller: Tesla sowie Unternehmen aus China würden den Markt für Batterie-Rohstoffe leerkaufen, warnte vor kurzem eine Investmentbank.