Mit einer kleinen Verzögerung, aber dafür umso deutlicher, hat die Gigafactory von Tesla in China im November den schon für Oktober erwarteten Verkaufsrekord erzielt: Laut einer Meldung der staatlichen Agentur Xinhua wurden 101.291 Model 3 und Model Y aus der chinesischen Fabrik im Inland verkauft oder exportiert, zum ersten Mal eine sechsstellige Zahl und etwa 20 Prozent mehr als bei dem bisherigen Rekord im September. Etwa im gleichen Ausmaß dürfte die Produktion zugenommen haben – doch um sie weiterhin verkaufen zu können, scheint Tesla in China zu Anreizen greifen zu müssen.
Tesla China wohl bei voller Kapazität
Wenn die sechsstellige Verkaufszahl von November in etwa der Produktion entspricht, würde sich hochgerechnet eine Kapazität der chinesischen Tesla-Fabrik von 1,2 Millionen Elektroautos pro Jahr ergeben. Das wiederum entspricht in etwa dem Wert, der als theoretisches Maximum nach einem weiteren Umbau der Gigafactory in diesem Sommer gemeldet wurde: Laut der Nachrichten-Agentur Reuters wurde er auf 14.000 Model Y plus 8000 Model 3 pro Woche gesteigert.
Nachdem die Oktober-Verkäufe aus der Tesla-Gigafactory in China mit 71.704 Fahrzeugen bei deutlich höherer Produktion überraschend niedrig ausgefallen waren, könnte es Verschiebungen zwischen den beiden Monaten gegeben haben. Wie viele chinesische Model 3 und Model Y im November Inland blieben und wie viele exportiert wurden, war der Xinhua-Meldung von Dienstag noch nicht zu entnehmen. Im Dezember dürfte Tesla wie bislang üblich erneut vor allem für den lokalen Markt produzieren, der aber offenbar zunehmende Unterstützung erfordert.
Denn nach einer Preis-Senkung um rund 5-10 Prozent bei allen Varianten von Model 3 und Model Y Ende Oktober führte Tesla schon Anfang November einen Versicherungszuschuss von umgerechnet 1100 Euro für Bestandsfahrzeuge ein; Ende des Monats kamen noch 3 Monate kostenlose EAP-Nutzung für Verbrenner-Eintauscher hinzu. Und in dieser Woche führte Tesla in China eine neue Prämie für Käufe aus dem Bestand ein, wie unter anderem South China Morning Post (SCMP) berichtete. Sie soll 6000 Renmimbi (gut 800 Euro) betragen und damit den ab Dezember halbierten Versicherungszuschuss mehr als ausgleichen.
Mehr Anreize für Model 3 und Model Y
Laut dem SCMP-Bericht ist die Absicht dahinter nach Angaben von Tesla-Verkäufern, den Bestand trotz schwächerer Wirtschaft und nachlassender Nachfrage bis Jahresende zu verkaufen und auf dem chinesischen Markt für Premium-Elektroautos führend zu bleiben. Ein Auto-Analyst wird mit der Aussage zitiert, es gebe erste Anzeichen dafür, dass Mittelschicht-Kunden zunehmend zu billigeren Modellen greifen. Am stärksten profitiere davon BYD mit seinem breiten Angebot an Elektroautos unter 200.000 Renminbi.
Von dem großen US-Konkurrenten hieß es Anfang dieser Woche, Tesla wolle seine China-Produktion im Dezember um 20 Prozent reduzieren, weil es im Land der Produktion an Nachfrage mangele. Ein Sprecher bezeichnete das später als Falschmeldung, ohne allerdings Nachfragen zu beantworten, ob sich das auf den gesamten Beitrag oder Teile davon bezieht.