Nachdem die ersten Besitzer des kleinen Tesla Model 3 Standard Range Plus aus China über Lade-Probleme mit dem darin verbauten LFP-Akku berichteten, scheint sich die Situation nach einem Software-Update deutlich zu verbessern. Wie die auf Elektroautos spezialisierte Vermietung nextmove herausfand, lädt das Model 3 mit Version 2021.4.10 nun deutlich schneller als zuvor und kann eine hohe Ladegeschwindigkeit sogar länger halten als das gleiche Elektroauto aus US-Produktion.
China-Tesla heizt jetzt auf 40 Grad vor
Wie berichtet sorgte die altbewährte, aber in modernen westlichen Elektroautos ungewohnte Eisenphosphat-Technologie für Batterie-Zellen, die Tesla erstmals in den im vergangenen Jahr auch nach Europa exportierten Model 3 aus der Giga Shanghai einsetzte, für erhebliche Probleme. Offenbar hat Tesla sie nicht intensiv getestet und überließ dies den ersten Nutzern der neuen Fahrzeuge. Massive Ladeprobleme mit niedrigen Ladegeschwindigkeiten, Sprünge in den Reichweiten-Anzeigen und nicht komplett aufladbare Akkus wurden im Netz kritisiert.
Nextmove testete das Model 3 aus China nach dem nun veröffentlichten Update erneut ausgiebig und unternahm eine Testfahrt, die mit 0 Prozent Akku-Anzeige an einer schnellen CCS-Station von Ionity endete. Schon bei der Anfahrt zeigte sich, dass das Software-Update eine bessere und vorher so nicht festgestellte Akku-Vorkonditionierung bei der Anfahrt zum Supercharger erreicht. Schließlich wurde als großer Kritikpunkt bisher angeführt, dass das Batteriemanagement-System den Akku nicht ausreichend vorheizte, wodurch nur geringe Leistungen am Schnell-Lader erreicht werden konnten. Dieses Problem ist nun offenbar behoben, da nextmove eine Temperatur von 40 Grad Celsius als Ziel der Vorkonditionierung feststellen konnte. Die Ladeleistung erreichte dann bis zu rund 170 kW und wurde recht lang bei etwa 130 kW gehalten, wodurch der Akku nach knapp 15 Minuten wieder halb voll war.
Das ist ein erheblicher Fortschritt gegenüber den bislang gemeldeten Werten und sogar schneller als im Model 3 Standard Range Plus aus den USA mit Zellen von Panasonic. So hält es nextmove in seinem Test-Video fest, und es entspricht auch Erfahrungen von teslamag.de mit einem solchen US-Tesla – hier stellen wir regelmäßig einen zügigen Abfall der Ladeleistung auf unter 100 kW fest. Ein direkter Vergleich der beiden Fahrzeuge mit unterschiedlicher Akku-Technologie steht aber noch aus.
Im neuen Test von nextmove konnte zudem festgestellt werden, dass das chinesische Model 3 autobahnfest ist. Trotz extrem schneller Fahrt bei einem Spitzenverbrauch von rund 38 kWh pro 100 km blieb nahezu die volle Leistung abrufbar. Offenbar hält das Batteriemanagement-System die Akkutemperatur per Kühlung unter 50 Grad Celsius.
Model 3 mit LFP-Akku wird attraktiv
In früheren Berichten zum Model 3 aus China war häufig zu lesen, dass auch die Akku-Anzeige ungenau war und zum Teil heftige Sprünge beim gemeldeten Rest-Inhalt passierten. Probleme dieser Art wurden von nextmove nach dem Update ebenfalls nicht mehr festgestellt. Ebenso zeigte sich, dass der Akku laut Anzeige auf 100 Prozent geladen werden konnte. Auch hier wurde vor dem Update mehrfach berichtet, dass die Fahrzeuge offensichtlich nicht bis 100 Prozent luden.
Generell zeigt sich, dass es Tesla mit dem Update gelungen ist, die von vielen Kunden beschriebenen massiven Probleme gut zu lösen. Dies zählt zu den anerkannten Stärken des Unternehmens mit seinen von Grund auf als rollende Computer konzipierten Elektroautos. Nach Berichten will Tesla in diesem Jahr gut 100.000 Fahrzeuge aus China exportieren, vermutlich größtenteils nach Europa. Mit der rasch verbesserten Regelung für den LFP-Akku wird auch das kleine Model 3 von dort wieder attraktiv – zumal schon vor Bekanntwerden des vollen Ausmaßes der Lade-Probleme die hohe Produktionsqualität der China-Teslas gelobt wurde.