Nachdem am Samstag bis nachmittags mindestens ein Dutzend Besteller von Model Y Performance aus der deutschen Tesla-Fabrik über die kurzfristige Absage ihrer Auslieferung berichtet hatten, wurde über das Thema intensiv weiter diskutiert. Über das Wochenende kamen viele weitere Meldungen von Termin-Absagen durch Tesla hinzu, doch es bestätigte sich auch der Eindruck, dass nicht sämtliche deutschen Model Y betroffen sind. Auf der anderen Seite scheint es auch Probleme mit bereits ausgelieferten Fahrzeugen zu geben.
Keine Tesla-Antwort zu offenen Fragen
Tesla selbst äußerte sich auf Anfrage von teslamag.de zunächst nicht zu den Meldungen über verschobene Auslieferungen, den Anteil der betroffenen Fahrzeuge, die Gründe dafür oder das weitere Vorgehen. Auch einen offiziellen Rückruf für ihr Model Y konnten Besteller, die bereits eine Fahrzeug-Nummer bekommen hatten und dann vertröstet wurden, auf der Web-Seite dafür nicht entdecken.
So bleiben einstweilen nur die Informationen, die betroffene Tesla-Kunden in sozialen Medien zusammentrugen. Dem Anschein nach meldeten viel mehr Besteller von Model Y Performance an den vergangenen zwei Tagen Verschiebungen als erfolgreiche Übergaben, aber das kann natürlich täuschen, weil nicht jeder im Internet über seine persönlichen Tesla-Erfahrungen berichtet. Auf jeden Fall zeigten sich auch Kunden verunsichert, bei denen die Auslieferung laut Tesla-App weiter bevorsteht – wohl nicht zu Unrecht, denn andere meldeten, dass das bei ihnen ebenfalls so war, bevor Tesla sie über den späteren Termin für ihr Model Y informierte.
In mehreren Kunden-Berichten über diesen Kontakt wurde die Aussage von Tesla-Seite wiedergegeben, Grund für die kurzfristige Absage seien Probleme mit der Antriebseinheit. Ebenfalls mehrfach wurde erwähnt, dass der Fehler den Inverter dafür betrifft. Das lässt aufhorchen, denn im April gab es einen großen Rückruf für das Model 3 in China, der mit einem Motor-Problem begründet wurde. Leistungselektronik-Komponenten im Wechselrichter für den Heck-Motor könnten ausfallen und somit die ganze Antriebseinheit, hieß es dazu.
Nicht nur neueste Model Y betroffen?
Außerdem gibt es in dem deutschen Forum Tesla Fahrer und Freunde (TFF) bereits eine Sammlung von aktuell sechs Fällen, bei denen die hintere Antriebseinheit eines Model Y Long Range ausfiel. Laut dem gut informierten Mitglied eivissa dort wird sie auch im Model 3 und auch in der Variante mit nur einem Motor eingesetzt, nicht aber in den Performance-Versionen. Die Inverter für normale und für Performance-Antriebe haben demnach andere Teile-Nummern. Eivissa hielt für möglich, dass darin trotzdem gleiche Komponenten verbaut sind. Eher dagegen spricht, dass bei Model 3 oder Model Y Long Range aktuell nichts von abgesagten Übergabe-Terminen zu hören ist.
Some customers in Norway did not get their car today. Tesla pushed an OTA to find the cars affected. Not all
— otKris (@ottoKristoffers) June 25, 2022
Auf der anderen Seite scheint das Problem aber auch frühere Model Y Performance aus der deutschen Gigafactory zu betreffen: Sein Anfang Juni ausgeliefertes Exemplar habe nach 351 Kilometern mit einem Fehler an Antriebseinheit oder Inverter den Betrieb eingestellt, berichtete ein TFF-Mitglied am Sonntag. Ebenso ist die Liefer-Unterbrechung offenbar nicht auf Deutschland begrenzt: Auch in Norwegen hätten einige Kunden ihr avisiertes Model Y Performance nicht bekommen, schrieb ein Twitter-Nutzer von dort. Möglicherweise in Zusammenhang mit den Performance-Problemen wurden am Samstag erstmals seit dem offiziellen Start im März mehrere Model Y Long Range auf dem deutschen Tesla-Gelände gesehen.
