Bild: Tesla
Die Hauptversammlung von Tesla am Dienstag ist weitgehend wie erwartet verlaufen – der Mitgründer JB Straubel wurde in das Board gewählt, und CEO Elon Musk (s. Foto) sprach voller Optimismus von einer glänzenden Zukunft für das Unternehmen mit neuen Elektroautos und autonomem Fahren. Allerdings gab es zuvor Spekulationen, Musk könne seinen Rücktritt als Tesla-CEO ankündigen, zumal er gegen seine Gewohnheit ein anschließendes Interview mit einem TV-Sender zugesagt hatte. Doch statt zur Erklärung eines Abschieds von der Spitze nutzte Musk den Termin, um zu zeigen, dass er in mindestens einer Hinsicht kompromisslos bleibt.
Tesla-Chef mit Twitter-Angriff auf Soros
Mit umstrittenen Äußerungen auf Twitter war er schon in der Vergangenheit aufgefallen, doch seit Musk den Dienst gekauft hat, scheint sich das zu häufen – vielleicht auch, weil es zu mehr Aktivität anderer Nutzer beiträgt. So erklärte er Klimawandel vor kurzem zu einem eher lang- als kurzfristigem Problem, was schwierig mit der sonst betonten Dringlichkeit der Tesla-Mission zu vereinbaren scheint. Und zu Beginn dieser Woche ging er auf den Milliardär George Soros los, dessen Fonds zuvor seine Position in Tesla-Aktien aufgelöst hatte.
Warren Buffet als einem anderen bekannten Altanleger, der Tesla scheut, nimmt Musk das offenbar nicht übel. Zu Soros aber schrieb er nach der Meldung über dessen Ausstieg ohne sonstigen erkennbaren Anlass, dieser erinnere ihn an Magneto. Dabei handelt es sich um eine Figur aus den berühmten Marvel-Comics, die laut den Autoren einen Hintergrund als Holocaust-Überlebender wie Soros hat. Auf diesen Zusammenhang wurde Musk auf Twitter hingewiesen, schien ihn aber zu kennen, und ruderte nicht etwa zurück, sondern legte nach.
Soros reminds me of Magneto
— Elon Musk (@elonmusk) May 16, 2023
Soros werde ständig angegriffen, nur weil Amerikaner nicht mit seiner politischen Neigung einverstanden seien, lautete der Verteidigungsversuch für den Milliardär, doch davon wollte Musk nichts wissen: Die Annahme, er habe gute Absichten, sei falsch, erklärte der Tesla-Chef. In Wirklichkeit wolle Soros das Gewebe der Zivilisation zerstören und hasse die Menschheit. Das entspricht ungefähr dem, was rechte Verschwörungstheoretiker über den Investor sagen, der vor 30 Jahren das britische Pfund aus dem europäischen Wechselkurs-System zwang.
Musk: Lieber Geld verlieren als schweigen
Auf eine Nachfrage, woran er das festmache, ging Musk nicht mehr ein. In dem Interview mit CNBC nach der Tesla-Hauptversammlung am Dienstag wurde er aber darauf angesprochen und berief sich zur Rechtfertigung auf seine Meinungsfreiheit. Die gestand ihm der Moderator zu, wollte aber trotzdem wissen, warum Musk sich derart exponiere. Immerhin riskiere er damit weniger Tesla-Verkäufe und Twitter-Einnahmen. Darüber dachte der CEO mehrere Sekunden lang nach, bevor er aus dem Buch The Princess Bride zitierte: „Du kannst mir Geld anbieten, du kannst mir Macht anbieten, es interessiert mich nicht.“
Elon Musk on Tuesday said that if his inflammatory tweets scare away advertisers from Twitter, he will accept that. “I’ll say what I want, and if the consequence of that is losing money, so be it." https://t.co/0Pi3Yl8Jo2 pic.twitter.com/rpZ3Ff8Dw0
— CNBC (@CNBC) May 16, 2023
Er werde weiterhin sagen, was er wolle, und wenn die Folge davon sei, Geld zu verlieren, dann sei das eben so, bekräftigte Musk explizit. Allerdings hatte er dabei wohl nur sein eigenes Vermögen und die Chancen von Twitter bei Werbekunden im Sinn. Nachdem die Tesla-Hauptversammlung keine Anzeichen für einen Wechsel an der Spitze brachte, werden sich externe Aktionäre also wohl damit abfinden müssen, dass Musk im Zweifelsfall auch auf ihre Kosten von seinen Freiheitsrechten Gebrauch macht.