Die USA greifen durch. Während die Europäische Union noch zögert, sich wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine von fossilen Brennstoffen aus Russland loszusagen, hat US-Präsident Joe Biden diese Woche jegliche Importe von Öl und Gas aus dem Land untersagt. Das sei möglich, weil die USA anders als die EU per Saldo ein Energie-Exporteur seien, erklärte er in einer kurzen Rede. Mit den europäischen Partnern sei man sich aber einig, dass die fossile Abhängigkeit von Russland schlicht nicht tragbar sei. Dies solle Motivation sein, „den Übergang zu sauberer Energie zu beschleunigen“, erklärte der Präsident – und ließ Freunde von Tesla aufhorchen, denn fast exakt so formuliert das Unternehmen seine Mission.
Biden nutzt Tesla-Mission fast wortgleich
„Um unsere Volkswirtschaft langfristig zu schützen, müssen wir bei Energie unabhängig werden“, hielt Biden vor Journalisten im Weißen Haus fest. Schon vor dem russischen Angriff auf die Ukraine ging der Präsident einen Neuaufbau der US-Wirtschaft mit Billionen Dollar staatlicher Förderung an, bei dem aber heimische Arbeitsplätze mindestens so sehr im Vordergrund standen wie Klimaschutz. Bei der Werbung dafür zeigte sich sich Biden mehrfach mit Spitzen der US-Autoindustrie und lobte die GM-Chefin für ihre Führungsrolle bei Elektroautos. Tesla und dessen CEO Elon Musk aber lud er nie ein und erwähnte hartnäckig nicht einmal den Namen des Unternehmens.
Das fiel nicht nur Tesla-Fans unschön auf, sondern auch neutralen Beobachtern, und nach vielen Nachfragen sowie einer Petition erwähnte Biden im Februar den Pionier dann doch als „größten Elektroauto-Hersteller unseres Landes“. Seiner Administration war nach Berichten schon vorher klar, welche Rolle Tesla für die USA spielt. Der Präsident habe sich aber unter anderem wegen der gewerkschaftskritischen Aussagen von CEO Elon Musk von dem Unternehmen fernhalten wollen.
In seiner Russland-Rede am Dienstag erwähnte Biden Tesla zwar ebenso wenig wie andere Autohersteller. Aber von ihm selbst möglicherweise unbemerkt, machte er sich fast wörtlich die Mission zu eigen, die das Unternehmen sich gegeben hat. Diese sei „die Beschleunigung des Übergangs zu nachhaltiger Energie“, lautet die Formulierung in der deutschen Fassung im Web. Und der US-Präsident sagte jetzt, die aktuelle Abhängigkeit von Russland solle Motivation für den Westen sein, „den Übergang zu sauberer Energie zu beschleunigen“. Auf Englisch ist die Ähnlichkeit noch größer, denn in dieser Sprache verwendet auch Tesla selbst das Verb „beschleunigen“ statt des Substantivs.
Vorbild-Funktion auch in Deutschland
Der einzige Unterschied in Bidens Formulierung war damit das „sauber“ statt „nachhaltig“. Er selbst hat diese Tesla-Anspielung fast garantiert nicht in seine Rede aufgenommen, aber vielleicht einer seiner Helfer, wurde auf Twitter spekuliert. Alternativ könnte die Welt einschließlich des US-Präsidenten allmählich zu der Erkenntnis kommen, dass die von Tesla formulierte Mission tatsächlich überaus dringend ist – wenn nicht wegen des Klimas, dann wegen des Krieges. In Deutschland jedenfalls wird das Unternehmen in der Politik neuerdings ganz offen als Vorbild genannt. So erklärte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck am Dienstag ebenfalls im Russland-Zusammenhang, das Land müsse bei Energie jetzt „in Tesla-Geschwindigkeit“ diversifizieren und erneuerbare Quellen ausbauen.