Teil der Informationen im Geschäftsbericht von Tesla für das erste Quartal dieses Jahres war die kurze Angabe, dass das Model Y in dem Zeitraum das meistverkaufte Auto aller Antriebsarten in Europa gewesen sei. An konkreten Daten dazu fehlte es zunächst, aber beides lieferte die Marktforschungsfirma Jato Dynamics nach: Mit 71.638 Neuzulassungen stand das Model Y tatsächlich zum ersten Mal ein ganzes Quartal lang an der Europa-Spitze. Wie ein anderer Marktforscher feststellte, hat Tesla weltweit zudem erstmals mehr Autos verkauft als eine deutsche Premium-Marke.
Model Y in März und Q1 an Europa-Spitze
Gegenüber dem ersten Quartal 2022, in dem die deutsche Tesla-Fabrik erst ganz am Ende mit der Produktion von Model Y begann, stellen die knapp 72.000 Zulassungen in Europa eine Steigerung um 173 Prozent dar, geht aus den Jato-Daten von dieser Woche hervor. Die Gesamtzahl der Elektroauto-Neuzulassungen auf den 27 wichtigsten Märkten Europa erreichte damit ebenfalls einen neuen Rekord: Sie stiegen um 33 Prozent auf 430.700 Einheiten und 13,4 Prozent Anteil am ganzen Auto-Markt.
In einzelnen Monaten oder Ländern hatte zuvor manchmal auch das Model 3 ganz vorn gelegen, doch ein ganzes Quartal in ganz Europa war das bislang keinem Tesla gelungen, schreibt Jato. Das Model Y hatte zuletzt in diesem Februar ganz an der Spitze der europäischen Auto-Verkäufe gestanden – besonders überraschend, weil Tesla-Rekorde zuvor stets im letzten Monat eines Quartals erreicht wurden.
Tatsächlich waren die Neuzulassungen des Model Y im März mit allein 46.061 noch einmal deutlich höher als im Februar und machten knapp zwei Drittel der Gesamtzahl im ganzen ersten Quartal aus. Trotz der zunehmenden Produktion in der deutschen Tesla-Fabrik (s. Foto oben) ist das alte Endspurt-Muster mit Fahrzeugen aus China also noch zu erkennen. Im März reichten die europäischen Neuzulassungen insgesamt aus, um den Opel Corsa mit 25.197 Einheiten auf Platz 2 zu verweisen, im Quartal folgte auf das Model Y mit seinen 71.638 der Dacia Sandero mit 60.202.
Tesla 2400 Elektroautos vor VW-Konzern
Ein in der Anschaffung trotz wiederholt gesenkter Preise relativ teures Elektroautos hat also zwei eher billige und kleine Verbrenner von der Spitze verdrängt (wobei es den Corsa auch elektrisch gibt). Die gleiche Position hat sich Tesla-CEO Elon Musk mit dem Model Y in diesem ganzen Jahr auf der gesamten Welt vorgenommen. Unter den Elektroautos in Europa steht das Model Y damit bislang erst recht ganz vorn. Erst mit weitem Abstand und 19.621 Neuzulassungen (-40% gegenüber Q1 2022) folgten im ersten Quartal das Model 3 und dann recht knapp dahinter VW ID.3 und ID.4.
Mit dem MG4 und seinen 12.729 Neuzulassungen schaffte es zudem erstmals ein chinesischer Hersteller in die Top-Ten der Elektroautos in Europa. Weit unten finden sich dagegen Tesla Model S und Model X, die seit dem ersten Quartal auch ohne Plaid-Antrieb wieder hier ausgeliefert werden. Sie wurden in den drei Monaten 1461-mal bzw. 794-mal neu zugelassen. Die Zahl der europäischen Tesla-Verkäufe insgesamt stieg damit auf 93.559 Einheiten, der Anteil der Marke am ganzen Elektroauto-Markt auf 22 Prozent knapp vor dem VW-Konzern mit laut Jato Dynamics 2400 Einheiten weniger.
https://twitter.com/auto_schmidt/status/1649379475790987270
Außer mit dem Model Y in Europa brachte das erste Quartal 2023 auch weltweit eine Tesla-Premiere: Zum ersten Mal überhaupt hätten die Verkäufe des Elektroauto-Herstellers die einer deutschen Premium-Marke überstiegen, schrieb auf Twitter der Auto-Analyst Matthias Schmidt. Tesla hatte Anfang April 422.875 Auslieferungen weltweit gemeldet, bei Audi gingen sie nach seinen Daten im Vergleich zum Vorquartal leicht zurück auf 415.700. BMW und Mercedes verzeichneten stärkere Rückgänge, hielten sich aber über 500.000 Verkäufen. Zu dem Anstieg bei Tesla trugen laut Schmidt die mehrfachen Preis-Senkungen bei. Damit bewege sich das Unternehmen zunehmend auf das Terrain von Volumen-Marken wie VW, die dadurch daran gehindert würden, die eigenen Margen zu erhöhen.