CEO Elon Musk nimmt einen konkreten Anlauf, um ein bei Tesla inzwischen lange gewohntes Muster zu brechen. Fast schon traditionell herrscht im ersten Monat jedes Quartals relative Ruhe bei den Auslieferungen, denn die meisten Teslas sind dann noch auf dem Transport in ferne Länder, wo sie dadurch immerhin noch rechtzeitig vor Quartalsende eintreffen. Im letzten Monat geht es deshalb weltweit rund, weil Tesla überall gleichzeitig ausliefert. Seit die Gigafactory in China Europa beliefert, wiederholt sich mit ihr dieses aus Fremont bekannte Phänomen. Dass sich das ändern soll, hat CEO Musk schon vorher gesagt, aber jetzt scheint er dem erstmals Taten folgen zu lassen.
Kein Quartalsende mehr bei Tesla
Oder jedenfalls erst einmal Worte in Form einer weiteren E-Mail an alle Beschäftigten, die am Samstag über einen gut vernetzten Twitter-Beobachter bekannt wurde. Der hatte kurz zuvor schon übereinstimmend mit anderen Berichten ein Schreiben von diesem Oktober veröffentlicht, in dem Musk Tesla-Manager zum Widersprechen, Nachfragen, Ausführen oder Kündigen aufforderte. Die Informationen dürften also authentisch sein.
In der neuen Musk-Mail heißt es laut @SawyerMerritt wörtlich, jetzt sei „die richtige Zeit, um zugunsten eines stetigeren und effizienteren Auslieferungstempos die Welle zu brechen“. Tesla-Mitarbeiter sollten so tun, als sei das Unternehmen nicht börsennotiert, sodass es so etwas wie ein „Quartalsende“ für sie nicht gebe. Im letzten Viertel von 2021 stehe im Vordergrund, die Kosten der Auslieferungen zu senken, anstatt mit Express-Zuschlägen, Überstunden und personeller Verstärkung zu versuchen, möglichst viele Autos noch vor Jahresende zu den Kunden zu bringen.
I've been told Elon Musk sent out an email to all Tesla employees last night.
Elon wants employees to focus this quarter on minimizing *cost* of deliveries, rather than spending heavily on expedite fees, overtime and temporary contractors just so that cars arrive in Q4.
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— Sawyer Merritt (@SawyerMerritt) November 27, 2021
Die Begründung des Tesla-Chefs liest sich einfach und logisch: Über ein halbes Jahr gesehen, liefere man mit der bisherigen Praxis kein einziges Auto mehr aus, gebe aber in den letzten Wochen jedes Quartals viel Geld für schnellere Auslieferungen aus und reibe sich auf, schrieb er laut @SawyerMerritt. In den letzten Wochen dieses Jahres solle es bei Tesla anders laufen: Richtig sei ab jetzt die effizienteste Entscheidung, erklärte Musk.
Deutsche Gigafactory bringt Besserung
Zugleich hört sich der Aufruf zum Nachrechnen so an, als würde er sich keinerlei Sorgen über ein mögliches Verfehlen der Börsen-Erwartungen für Tesla im Schlussquartal machen – oder Musk ist bereit, das zugunsten einer auf Dauer schonenderen Arbeitsweise einmal in Kauf zu nehmen. Mit dem anstehenden Produktionsstart in der Gigafactory bei Berlin gehen die Zeiten der logistisch begründeten Tesla-Wellen zudem auch ganz natürlich ihrem Ende entgegen. Das gilt jedenfalls für das Model Y, das dort zuerst produziert werden soll. Und beim Model 3, das bis auf Weiteres aus China nach Europa kommen dürfte, wird Tesla sich nach dem Willen von Musk jetzt eben etwas zurückhalten.