Kein Elektroauto weltweit bringt es auf eine derart hohe Reichweite nach der strengen US-Norm EPA wie der Lucid Air in der Range-Variante seiner Dream Edition: Von Meilen umgerechnet kommt er mit einer Ladung 837 Kilometer weit, was sowohl mehr ist als beim Tesla Model S mit jetzt 652 EPA-Kilometern als auch auch beim Mercedes EQS, der nach der milderen Europa-Norm WLTP bis zu 780 Kilometer schafft (und nach EPA hinter dem Model S bleibt). Inzwischen haben die Auslieferungen des Lucid Air begonnen – und ein erster Test zeigt, dass er auch so schnell lädt wie bislang kein anderes Elektroauto.
Erstes Elektroauto über 300 Kilowatt
Lucid selbst gab die maximale Ladeleistung für den Air mit 300 Kilowatt an, was bereits über den von Tesla oder anderen Elektroautos bekannten Werten lag. In einem Test des Blogs InsideEVs, bei dem es sich um den ersten dieser Art handeln dürfte, wurden sie sogar leicht überschritten. Kurz nahm der Lucid Air an einer Gleichstrom-Station 304 Kilowatt. Ähnlich wie bei Tesla wurde der Höchstwert aber nicht über eine lange Zeit gehalten – bei 60 Prozent Akku-Füllung betrug die Ladeleistung noch 133 Kilowatt.
Tesla Model S und Model X sowie Model 3 und Model Y laden unter idealen Bedingungen mit bis zu 250 Kilowatt. In einem Test im Juni hielt das aufgefrischte Model S diesen Wert bis zu einem Akku-Stand von 30 Prozent. Der Lucid Air dagegen war schon bei 20 Prozent Ladung deutlich unter seinem Spitzenwert und lud noch mit 282 Kilowatt. Kurz vor Schluss, also mit zu beinahe 100 Prozent gefülltem Akku, waren es noch 4 Kilowatt, 20 Prozentpunkte vorher 84 Kilowatt.
Durch das hohe Start-Tempo reicht die Ladeleistung beim Lucid Air laut InsideEVs, das seinen Test in einem Video dokumentierte, aber insgesamt aus, um innerhalb von 12 Minuten von 0 Prozent auf 40 Prozent zu kommen; nach dem EPA-Verbrauchswert bedeutet das etwa 335 Kilometer frische Reichweite. Das neue Tesla Model S brauchte in dem Test im Juni 15 Minuten für 301 Norm-Kilometer. Damit hat es das Model 3 überflügelt, das laut Tesla in einer Viertelstunde genügend Strom für 282 Kilometer nach EPA aufnimmt, lädt aber langsamer als die neue Konkurrenz von Lucid. Mercedes nennt für seinen EQS bis zu 200 Kilowatt Ladeleistung, dürfte also bei den Minuten pro Kilometer weder an Tesla noch an Lucid herankommen.
Tesla will Supercharger schneller machen
Dennoch spielt sich der Konkurrenz-Kampf beim Laden angesichts solcher Werte auf einem zunehmend hohen Niveau ab. Wenn Tesla wie von CEO Elon Musk angekündigt die Leistung seiner Supercharger auf zunächst 300 Kilowatt und dann 350 Kilowatt erhöht, könnte eine weitere Stufe in diesem Wettrennen beginnen – bis es irgendwann endet, weil Elektroautos weniger Lade-Pausen brauchen als ihre Insassen biologische. Die chinesische Marke Aion hat bereits ein Elektroauto angekündigt, dessen 80-Kilowattstunden-Akku nach 8 Minuten wieder zu 80 Prozent voll sein soll.