Bild: Tesla
Die Telefonkonferenz zur Bekanntgabe der Geschäftszahlen für das zweite Quartal 2020 nutzte Tesla-Chef Elon Musk auf eine unkonventionelle Weise: Er rief Rohstoff-Firmen öffentlich auf, bitte mehr Nickel zu produzieren, und versprach feste Verträge für große Mengen des Batterie-Rohstoffs, wenn er effizient und umweltschonend gewonnen sei. Seitdem wurde unter anderem über einen Vertrag für eine Tesla-Fabrik in dem nickelreichen Land Indonesien berichtet. Doch auf Twitter wiederholte Musk jetzt, dass Nickel am stärksten den Ausbau der Batterie-Fertigung bremse. Tesla steige bei Elektroautos mit Standard-Reichweite deshalb auf Eisen-Kathoden um.
Ein Model 3 aus China schon mit LFP
Begonnen hat dieser Umstieg streng genommen schon, denn seit Oktober 2020 bietet Tesla sein lokal produziertes Model 3 in China in der Ausführung Standard-Reichweite mit einem Akku aus Lithium-Eisenphosphat-Zellen (LFP) von CATL an. Einige tausend dieser Elektroautos wurden kurz darauf auch nach Europa exportiert und mit einem kleinen Rabatt verkauft. In ersten Winter-Tests bekam der LFP-Akku schlechte Kritiken, weil er in der Kälte sehr langsam sowie nicht ganz voll lud und die Lade-Anzeige springen konnte. Ein Software-Update, unterstützt von hohen Außentemperaturen, lässt das kleine Model 3 aus China seit kurzem aber schneller laden als der gleiche Tesla aus den USA.
Im Werk Fremont werden alle Model 3, so weit bekannt, weiterhin mit Akkus aus NCA-Zellen (Nickel-Kobalt-Aluminiumoxid) von Panasonic produziert. Die beiden ersten Metalle ermöglichen einen hohen Energiegehalt pro Kilogramm, sind aber auch teuer, wie aus einer Grafik von Tesla zum Batterie-Tag im September 2020 hervorgeht (s. oben). Besonders sticht dabei mit einem Preis von fast 30 Dollar pro Kilowattstunde Kobalt hervor, der Preis von Nickel ist mit etwa 16 Dollar noch mäßig. In der Grafik ist auch Eisen als Metall für LFP-Zellen zu sehen: Es hat etwas mehr als die halbe Energiedichte – zu einem Drittel des Preises von Nickel.
Nickel is our biggest concern for scaling lithium-ion cell production. That’s why we are shifting standard range cars to an iron cathode. Plenty of iron (and lithium)!
— Elon Musk (@elonmusk) February 25, 2021
Schon zum Batterie-Tag erklärte Musk vor diesem Hintergrund, die Tesla-Produkte mit den geringsten Dichte-Anforderungen würden künftig eisenbasierte Kathoden bekommen. Dazu zeigte er ein Model 3 (wohl als Standard-Reichweite gemeint), ein verhülltes Fahrzeug, das Musk später als Elektroauto für 25.000 Dollar in Aussicht stellte, und einen großen Stand-Akku. Elektroautos mit großer Reichweite und das Tesla Powerpack für zuhause sollten Kathoden mit Nickel und Mangan bekommen, und besonders „massensensible“ Produkte solche mit hohem Nickel-Gehalt; als Beispiele dafür zeigt die Tesla-Infografik Cybertruck und Semi.
Tesla-Chef: Reichlich Eisen und Lithium
Ohne den teuren und zudem umstrittenen Rohstoff Kobalt will Tesla nach diesen Informationen in Zukunft also auskommen, aber ohne Nickel geht es bei den besten Elektroautos nicht. Dass Musk jetzt den Umstieg auf LFP bei solchen mit Standard-Reichweite bekräftigte, dürfte bedeuten, dass das Model 3 die ersten Tests in China und Europa für ihn bestanden hat. Eisen gebe es jedenfalls anders als Nickel reichlich, schrieb Musk dazu auf Twitter, ebenso wie Lithium.
Insofern darf mit Tesla Model 3 – und vielleicht später Model Y – mit LFP-Akku auch aus den USA und dann der deutschen Gigafactory wohl gerechnet werden. Das bisherige Model Y in der Standard-Ausführung hat Tesla nach nur etwas sechs Wochen allerdings soeben wieder aus dem Konfigurator genommen, weil es laut Musk die eigenen Ansprüche bei der Reichweite nicht immer erfüllte. Nach der US-Norm EPA kam es mit einer Akku-Füllung 244 Meilen (rund 390 Kilometer) weit.