Bild: Northvolt (Stand der Batterie-Fabrik in Schweden in diesem Juni)
Allein in Europa wollen Auto-Hersteller und spezialisierte Anbieter bis 2030 Fabriken für Elektroauto-Batterien mit einer Kapazität von jährlich bis zu knapp 1000 Gigawattstunden bauen, stellten Marktforscher in diesem Oktober in einer Studie fest. Noch ist wenig davon zu sehen, aber zumindest eines der interessantesten Unternehmen in diesem Bereich will unbedingt noch in diesem Jahr mit der Produktion beginnen: Northvolt, das 2015 von zwei ehemaligen Tesla-Managern gegründete Startup, an dem sich unter anderem Volkswagen beteiligt hat.
Batterien für 1 Million Elektroautos
Mit den Bau-Vorbereitungen für seine erste Fabrik im Heimatland Schweden hat Northvolt im Sommer 2018 begonnen, nahe der früheren Goldminen-Stadt Skelleftea, nur etwa 200 Kilometer vom Polarkreis entfernt. Gut ein Jahr später begannen die ersten Stahl-Pfeiler dafür 35 Meter hoch in die Luft zu ragen. 2021 wollte das Unternehmen die ersten Batterien von dort ausliefern, teilte es damals mit. Und damit wird es zwar sehr knapp, aber Northvolt setzt alles daran, diesen Termin zu halten.
Notfalls erst an Silvester werde man die ersten Batterien in der als Northvolt Ett (Schwedisch für Eins) bezeichneten Fabrik produzieren, sagte CEO Peter Carlson, der bis 2015 in einer Führungsposition bei Tesla tätig war, der Nachrichten-Agentur Reuters. Dafür werde aktuell noch „extrem intensiv“ gearbeitet. Im Endausbau sollen an dem Standort 60 Gigawattstunden an Batterien pro Jahr entstehen, nachdem Northvolt anfangs mit 16 und dann mit 40 Gigawattstunden pro Jahr geplant hatte. Der neue Wert würde je nach Akku-Größe für etwa eine Million Elektroautos genügen.
BMW, VW und Volvo als Northvolt-Partner
Zu den Northvolt-Partnern und -Kunden zählen große Auto-Hersteller. Der erste war 2018 BMW, das sich seitdem nicht unbedingt als Elektroauto-Vorreiter präsentiert hat, aber im vergangenen Juli zusätzlich meldete, bis 2024 für 2 Milliarden Euro Batterien bei dem Startup bestellt zu haben. 2019 kaufte Volkswagen für rund 900 Millionen Euro 20 Prozent von Northvolt und investierte in diesem Jahr weitere 500 Millionen Euro. Zunächst planten die beiden Unternehmen eine gemeinsame Fertigung am VW-Standort Salzgitter, doch in diesem März teilte der deutsche Konzern mit, dieses Projekt allein fortzuführen.
Dennoch mangelt es Northvolt weder an Abnehmern noch an Geld. Insgesamt standen dem Startup nach Angaben von diesem Juni 6,5 Milliarden Dollar an Eigenkapital und Krediten zur Verfügung, außerdem hatte es Aufträge für 27 Milliarden Dollar bis 2030. In einem Joint-Venture mit Volvo Cars ist Forschung und Entwicklung sowie eine weitere Batterie-Großfabrik in Europa geplant. Von Tesla will sich CEO Carlson laut dem Reuters-Bericht nicht nur dadurch abheben, dass er die Zellproduktion in Europa früher (wenn auch nach viel längerem Vorlauf) aufnimmt als sein früherer Arbeitgeber: Northvolt-Batterien sollen auch von Anfang mit 100 Prozent sauberem Strom aus Wasser- und Windkraft hergestellt werden.
Stärkerer Öko-Schwerpunkt als Tesla
Die CO2-Bilanz von Tesla dagegen dürfte sich mit der erhöhten Produktion in China und der Verwendung von LFP-Zellen von dort auch in den USA zuletzt eher verschlechtert haben. Für die deutsche Gigafactory, auf deren Gelände Tesla auch Batterien produzieren will, sind zwar Solarmodule auf Dachflächen vorgesehen und die Produktion soll dank eines grundlegend neuen Verfahrens weniger Wasser und Energie benötigen. Auf eine reine erneuerbare Strom-Versorgung dafür hat sich Tesla bislang aber nicht öffentlich festgelegt.
In seiner Zeit mit Elon Musk habe er erfahren, wie viel Spaß es mache, zu bauen und zu wachsen, aber auch, wie schwierig das ist, sagte Northvolt-CEO Carlson Reuters. Mit Lieferketten-Problemen sei in der Phase der Hochskalierung fast mit Sicherheit zu rechnen. In der Konkurrenz um insbesondere in Europa noch seltene Batterie-Fachkräfte, die in diesem Fall zudem weit in den Norden gelockt werden müssen, soll laut Carlson zum einen die konsequent grüne Ausrichtung helfen. Außerdem bietet er wie Tesla allen Beschäftigten eine Beteiligung an und will im abgelegenen Skelleftea ein ganzes Ökosystem mit Unterkünften, Freizeit-Events und Transfers vom Flughafen zur Fabrik mit elektrischen Hubschraubern schaffen.