Allein das Inhaltsverzeichnis ist 31 Seiten lang, und es verweist auf gigabyteweise weitere Dokumente auf vielen tausend Seiten: Am Freitag hat wie angekündigt die öffentliche Auslegung veränderter Planungen für die Tesla-Gigafactory in Grünheide bei Berlin begonnen, und die in lokalen Ämtern und im Internet zu findenden Unterlagen sind umfangreich. Die wichtigste Veränderung darin stellt wie erwartet die Integration einer eigenen Batterie-Fertigung dar, deren Kapazität aber vorerst nur halb so hoch sein soll wie von Tesla-CEO Elon Musk vorher angekündigt. Bei einer ersten Durchsicht fällt außerdem auf, dass in dieser Runde viele Informationen vor allem zur Zellproduktion geschwärzt sind. Und Tesla will weniger Bäume roden und das Gigafactory-Gelände stärker bepflanzen.
50 GWh Tesla-Batterien pro Jahr
Nach Aussagen von Tesla-CEO Elon Musk von November 2020 sollte die Batterie-Produktion innerhalb der Gigafactory bei Berlin gleich die größte der Welt werden: Mit anfangs 100 Gigawattstunden Kapazität pro Jahr werde das „möglicherweise“ erreicht, mit den für später geplanten 200-250 Gigawattstunden sei es wahrscheinlich, sagte er bei einer EU-Konferenz. Nach den jetzt veröffentlichten Plänen ist zunächst eine Jahresproduktion von nur 50 Gigawattstunden an Tesla-Zellen im selbst entwickelten 4680-Format geplant. Das dürfte für keinen Titel reichen – ist aber bei vereinfacht gerechneten 50 Kilowattstunden Akku pro Fahrzeug immer noch genug für 1 Million Elektroautos im Jahr.
Bestätigt wird in den Tesla-Plänen, dass die eigenen Zellen in einem trockenen Verfahren hergestellt werden, also energie- und wassersparend. Die Folie für die Anode besteht demnach aus Kupfer, die für die Kathode aus Aluminium, und die Komponenten dafür werden „als Beschichtung auf die jeweilige mit Substrat beschichtete Folie aufgetragen“. Aus Stapeln von Anode, Kathode und Separator dazwischen wird die Zelle gerollt, die dann mit Elektrolyt in ein Metallgehäuse kommt. Ein Deckel wird aufgeschweißt, und es schließt sich der Prozess der zehntägigen „Formierung“ (die elektrisch Inbetriebnahme) jeder Zelle an.
Schon im Inhaltsverzeichnis sind viele Detail-Informationen und auch ganze Fertigungsschritte geschwärzt, wohl um Tesla-Geschäftsgeheimnisse zu schützen. Teil der vielen tausend Seiten Unterlagen sind auch die bisherigen Anträge auf Vorab-Genehmigungen, mit denen bislang die gesamten Gigafactory-Arbeiten möglich waren. Auch darin sind mehrere Passagen geschwärzt, zum Beispiel bei der Begründung für einen Antrag auf Nachtarbeit. Für die Batterie-Fertigung sind mehrere Seiten am Stück nicht öffentlich.
Bäume und Party-Dach für Gigafactory
Beim Wasserbedarf für seine deutsche Fabrik blieb Tesla trotz der zusätzlichen Zellproduktion bei maximal 1,4 Millionen Kubikmeter pro Jahr. Wenn sie fertig ist, soll die Fabrik an sieben Tagen pro Woche in drei Schichten rund um die Uhr produzieren, bis zu 8760 Stunden pro Jahr. Als Kapazität werden weiterhin geschätzte 500.000 Elektroautos pro Jahr genannt.
Dafür will Tesla sogar weniger Bäume fällen lassen als bislang vorgesehen. Für die aktuelle erste Baustufe nennt das Unternehmen jetzt eine Rodungsfläche von 160,37 Hektar; nach den Plänen von Sommer 2020 waren es mehr als 200 Hektar. Und tatsächlich könnte die deutsche Gigafactory durch Neuanpflanzungen auf dem Gelände annähernd so grün werden, wie sie auf einem von CEO Musk im Juli 2020 veröffentlichten Computer-Foto aussieht: Dem Beobachter @Gf4Tesla fiel auf, dass die Unterlagen Reihen von neuen Bäumen neben und zwischen den Fabrik-Gebäuden erkennen lassen. Und auch den von Musk angekündigten und in der Vision gezeigten Party-Bereich auf dem Dach über dem Haupteingang dürfte Giga Berlin nach den neuen Plänen bekommen.
Die umfangreichen Tesla-Unterlagen stehen bis Mitte Juli im deutschen UVP-Portal öffentlich zur Verfügung. Einwendungen sind in dieser Zeit und noch einen Monat später möglich. Als Termin für die Erörterung neu eingehender Einwände nannte das Land Brandenburg den 13. September, wies gegenüber teslamag.de aber darauf hin, dass erst nach Ablauf der Fristen entschieden wird, ob eine weitere öffentliche Erörterung erforderlich ist.