Manchmal verspätet er sich etwas oder ist zwischendurch schlecht zu hören, aber fast selbstverständlich nahm Tesla-CEO Elon Musk in den vergangenen Quartalen an allen Telefon-Konferenzen mit Analysten teil, wie sie börsennotierte Unternehmen nach der Veröffentlichung ihrer Quartalszahlen üblicherweise veranstalten. Bei Tesla verlaufen diese Gespräche ohnehin etwas anders als woanders, weil die meisten Fragen an die Führung nicht spontan gestellt, sondern vorher eingereicht und dann zur Beantwortung vorgelesen werden. Aber selbst das ist CEO Musk offenbar zu viel: In der Konferenz zu den Tesla-Geschäftszahlen im zweiten Quartal dieses Jahres am Montag gab er bekannt, sich an dergleichen zukünftig nur noch in Ausnahmefällen beteiligen zu wollen.
Tesla-Chef neigt zum Abschweifen
Die Vorlage zu dieser Ankündigung bekam Musk in Form einer Anregung, die eigentlich in die gegenteilige Richtung ging: Ob er bereit sei, sich gelegentlich von Tesla-YouTubern interviewen zu lassen, wollte ein Anleger von ihm wissen. Schon diese Frage würde in einer normalen Finanz-Konferenz eher nicht gestellt werden, aber viele Tesla-Aktionäre unterstützten sie im Vorfeld. Also wurde sie am Montag vorgelesen, und Musk ging darauf ein.
Grundsätzlich zeigte sich der Tesla-Chef offen für mehr YouTube-Interviews, wie er sie auch in der Vergangenheit schon bisweilen gegeben hat. Das Problem sei aber der Zeitaufwand dafür, erklärte Musk: Jede Stunde Interview bedeute eine Stunde, in der er keine andere Arbeit erledigen könne. Und bei dieser Gelegenheit ließ er wissen, dass man ihn zukünftig wohl nicht mehr in den Telefon-Konferenzen nach der Veröffentlichung von Geschäftszahlen hören wird. Daran werde er nur noch teilnehmen, wenn er etwas wirklich Wichtiges sagen wolle, sagte Musk.
Tatsächlich hatten selbst ihm gewogene Beobachter zuletzt festgestellt, dass sich der Tesla-Chef in seinen öffentlichen Äußerungen stark wiederholt. „Prototypen sind einfach, Serienproduktion ist schwierig“, lautet sinngemäß einer seiner aktuellen Lieblingssätze, der auch in der Konferenz am Montag wieder mehrfach fiel.
Trotzdem und trotz seiner Neigung, weit auszuholen und abzuschweifen, gibt es fast immer auch echte Neuigkeiten, wenn Musk länger über Tesla spricht. Am Montag war zum Beispiel zu erfahren, dass das Model Y aus den neuen Gigafactorys bei Berlin und in Texas möglicherweise zunächst mit Akkus aus Zellen im alten 2170-Format ausgestattet wird, bis es genügend der von Tesla entwickelten 4680-Zellen gibt. Auf der anderen Seite hätte Musk diese Information auch von seinem Technik-Chef Drew Baglino verkünden lassen können (der sich dazu im Übrigen noch etwas zurückhaltender anhörte als der CEO).
Mehr von Elon Musk auf Twitter?
Analysten werden möglicherweise sogar erfreut über die Aussicht sein, es in den Tesla-Konferenzen nicht mehr mit Musk selbst zu tun zu haben. Mittlerweile ist er höflicher, aber im Mai 2018 machte er öffentlich einen Teilnehmer für dessen „langweilige stumpfsinnige Fragen“ herunter. Vielen Fans wiederum gefiel gerade die unkonventionelle Art ihres Idols in konventionellen Veranstaltungen wie den Finanz-Gesprächen, die sonst fast ritualisiert ablaufen. Davon werden sie in Zukunft wohl weniger bekommen, und auch für alle anderen fällt eine oft ergiebige Quelle für Detail-Informationen weg. Und der Twitter-Kanal von Musk, den er auch kurz nach der Q2-Konferenz wieder bediente, dürfte in Zukunft eine noch wichtigere Rolle in der Tesla-Kommunikation spielen.