Das Problem der Phantom-Bremsungen bei Tempomat-Steuerung durch das Autopilot-System bringt nach Angaben der Verkehrsbehörde NHTSA weiterhin hunderte Tesla-Kunden dazu, Beschwerden einzureichen. Mitte Februar hatte sie mitgeteilt, wegen 354 solcher Eingaben von Besitzern von Model 3 und Model Y eine vorläufige Untersuchung der unnötigen Bremsmanöver eingeleitet zu haben. Jetzt nannte die US-Behörde als neuen Stand von Anfang Mai 758 Beschwerden zu dem Phantom-Phänomen und forderte von Tesla umfangreiche Informationen dazu an.
Tesla in Phantom-Verfahren kontaktiert
Auch europäische Tesla-Fahrer erleben gelegentlich, dass ihr Elektroauto unter Autopilot-Steuerung ohne erkennbare Gründe das Tempo stark verringert. Eine Rolle sollen dabei sowohl falsche Tempolimits in einer Datenbank als auch fehlerhafte Einschätzungen des Autopilot-Systems spielen. In den USA aber häuften sich die Beschwerden dazu bei der NHTSA ab Ende 2021 und erst recht in diesem Jahr auffällig. Allein an den ersten Februar-Tagen zählte teslamag.de ungefähr 100 davon für Model 3 und Model Y, bevor dann die NHTSA über den Beginn der Voruntersuchung informierte.
Die 100 Beschwerden an vier Tagen im Februar scheinen ein Ausreißer gewesen zu sein, möglicherweise ausgelöst durch einen Bericht der großen Zeitung Washington Post über das Thema Anfang des Monats. Doch ein stetiger Strom hält offenbar an. Mitte Februar nannte die NHTSA die Zahl von 354 Verbraucher-Eingaben zu Phantom-Bremsungen bei Tesla, und in einem jetzt veröffentlichten Dokument von Anfang Mai 758. Das macht rund 400 neue Beschwerden zu Model 3 und Model Y innerhalb von 11 Wochen oder an die 150 pro Monat.
Was die NHTSA in dieser Angelegenheit unternommen hat, seit sie Mitte Februar den Beginn der Voruntersuchung ankündigte, ist nicht bekannt. Aber in ihrem Schreiben vom 4. Mai an den Director Field Quality bei Tesla informiert sie noch einmal allgemein, dass sie sich mit „Behauptungen über unerwartetes Bremsen“ bei Model 3 und Model Y der Modell-Jahrgänge 2021 und 2022 beschäftigt. Nach den Angaben von Februar betrifft das potenziell rund 416.000 Elektroautos in den USA.
NHTSA will Daten zu Model 3 und Model Y
Nach dieser Einleitung fordert die Behörde umfangreiche Informationen an. So soll Tesla Daten zu allen Model 3 und Model Y liefern, die in den beiden Jahren produziert wurden, und die Zahl aller Beschwerden, Unfälle, Verfahren oder Klagen in Zusammenhang mit Phantom-Bremsungen nennen. Für jeden dieser Fälle will die NHTSA außerdem Details zu Fahrzeug-Hardware und -Software sowie Kontakt-Daten der Besitzer und alles an Daten- oder Video-Material, was Tesla dazu gespeichert hat. Termin für die Abgabe ist der 20. Juni. Eine vorläufige Untersuchung der NHTSA dauert üblicherweise vier Monate. Anschließend kann es eine Einstellung, nähere Analysen über weitere 12 Monate oder einen Rückruf geben.