Bild: Polestar
Seit diesem Juli hat Tesla in Europa enge Gesellschaft – in der Gestalt eines Elektroautos, das zwar nicht ganz von einem unabhängigen Start-up wie Tesla selbst stammt, aber ebenfalls von Grund auf elektrisch und mit viel moderner Informationstechnik entwickelt wurde. Die Rede ist vom Polestar 2, in Preis und Format anzusiedeln zwischen Tesla Model 3 und Model Y. Der Chef des schwedisch-chinesischen Unternehmens bestätigte jetzt, dass er sich in der Tesla-Klasse mit deutschen Premium-Verbrennern als Konkurrenten sieht. Und er sagte voraus, dass sich Elektroautos ab einem bestimmten Punkt in nicht allzu ferner Zukunft schnell durchsetzen werden.
Elektroauto-Markt bislang enttäuschend
Über die bisherige Entwicklung bei Elektroautos auf dem deutschen Markt zeigte sich Polestar-CEO Thomas Ingenlath in einem aktuellen Interview mit Redaktionsnetzwerk Deutschland enttäuscht: Er habe erwartet, „dass wir Mitte 2020 mit der Elektromobilität schon ein ganzes Stück weiter sind“. Bei den klassischen Auto-Herstellern gebe es eine starke Diskrepanz zwischen der öffentlichen Darstellung ihrer Haltung zu Elektroautos und den tatsächlichen Investitionen, die immer noch zu großen Teilen in Verbrenner-Technologie fließen würden.
Polestar war früher die Tuning-Tochter von Volvo und wurde nach der Übernahme der schwedischen Unternehmens durch die Geely Group aus China zu einer eigenen Marke für Elektroautos gemacht. Insofern ist das Unternehmen eine Art Zwitter: nicht direkt an ein altes Geschäft gebunden wie andere Hersteller einschließlich der eigenen Mutter Volvo, aber auch nicht so unabhängig wie Tesla.
Mit Tesla gegen deutsche Premium-Autos
Mit dem Polestar 2 jedenfalls begibt sich das Unternehmen direkt auf das Terrain von Tesla Model 3 und (in Europa erst 2021) Model Y – aber nach der Darstellung von Ingenlath eigentlich viel eher in das von Audi A4, BMW 3er und Mercedes C-Klasse. Die deutschen Modelle nannte er konkret als Konkurrenten von Polestar 2 wie Tesla Model 3: Beides seien Premium-Fahrzeuge mit technischen Finessen. Zu seinem Elektroauto sagte er, es sei das erste weltweit mit einem Infotainment-System, das auf Google Android basiere.
Und gefragt nach der weiteren Entwicklung des Elektroauto-Marktes, hatte der Polestar-Chef eine interessante Analogie zu bieten. Verbrenner würden für Hersteller wie Käufer (wegen höherer Sprit-Preise) von Jahr zu Jahr teurer, sagte Ingenlath. Auf der anderen Seite stehe ein hoher Wiederverkaufswert von Elektroautos. Wer sich heute einen Verbrenner kaufe, müsse sich dagegen „sehr ernsthaft Fragen, ob sein Auto in vielleicht fünf Jahren noch sein Geld wert sein wird“. Vor diesem Hintergrund werde der Markt ab einem bestimmten Punkt kippen: Er erwarte eine ähnliche Entwicklung wie beim Rauchverbot, das sich nach anfänglichem Widerstand „plötzlich ganz schnell durchgesetzt hat“.