Die chinesisch-europäische Elektroauto-Marke Polestar hat offiziell die deutsche Bestellseite für ihren Tesla-Konkurrenten Polestar 2 in Deutschland freigeschaltet. Das teilte das Unternehmen jetzt mit, nachdem es Ende März den Produktionsstart bekannt gegeben hatte. Im Web-Konfigurator wird als „geschätztes“ Datum für die ersten Lieferungen Juni 2020 angegeben. Mit dem komplett ausgestatteten Elektroauto mit 470 Kilometern Reichweite, das in Form und Preis zwischen Model 3 und Model Y liegt, dürfte also schon bald der bislang direkteste Tesla-Konkurrent in Deutschland unterwegs sein. Auffallend wenig aber hat Polestar bislang zum Thema Laden gesagt.
Tesla-Vorteil Supercharger-Netz
Das früh und inzwischen gut ausgebaute eigene Supercharger-Netz für schnelles Laden ist einer der Punkte, mit denen sich Tesla von bislang allen kommenden Konkurrenten absetzt. Käufer eines der Elektroautos des Unternehmens können davon ausgehen, dass die Lade-Infrastruktur europaweit vorhanden und bezahlbar ist. Tesla verlangt für Model 3 in ganz Deutschland 33 Cent pro Kilowattstunde, was bei einem eher hoch angesetzten Verbrauch von 20 Kilowattstunden pro 100 Kilometer Stromkosten von 6,60 Euro bedeutet. Die meisten Model S und Model X laden sogar kostenlos.
Grundsätzlich zeigt Tesla sich offen dafür, auch Elektroautos anderer Hersteller an seine Supercharger zu lassen, doch bislang gibt es keine derartige Vereinbarung. Auch der Polestar 2 wird die Tesla-Infrastruktur vorerst nicht nutzen können, wie eine Sprecherin des Herstellers teslamag.de auf Anfrage mitteilte: Dies sei „nicht vorgesehen“, erklärte sie.
Polestar 2: CCS bis zu 150 Kilowatt
Ohnehin muss man die Informationen zum Laden beim Polestar 2 suchen. Unter den Spezifikationen zu dem Elektroauto auf der im schlichten Tesla-Stil gehaltenen Website sind sie nicht angegeben. Die Sprecherin bestätigte aber, dass der Polestar 2 in Europa nach dem CCS-Standard geladen werden kann, den auch das europäische Model 3 von Haus aus unterstützt. Als maximale Ladeleistung gab sie 150 Kilowatt an. Dies liegt auf dem aktuellen Niveau der meisten Tesla-Supercharger, doch mit deren Generation V3 soll der Wert für das Model 3 auf bis zu 250 Kilowatt steigen.
Die deutschen Autokonzerne BMW, Daimler und Volkswagen haben für schnelles Laden das Joint-Venture Ionity gegründet, das europaweit ein Netz superschneller CCS-Stationen aufbaut. Auch diesem Projekt könnte sich Polestar theoretisch anschließen, wie es zum Beispiel Hyundai schon getan hat. Doch auch das soll laut der Sprecherin nicht geschehen: man werde „keine Kooperation eingehen“, erklärte sie. Das dürfte bedeuten, dass Polestar anders als zum Beispiel BMW oder VW nicht vorhat, für seine Kunden vergünstigte Konditionen bei Ionity zu vereinbaren (und mögliche Mehrkosten dafür selbst zu tragen). Von Kunden ohne spezielle Ladekarte verlangt Ionity derzeit hohe 79 Cent pro Kilowattstunde.
Hilfe bei Lade-Navigation ohne Tesla
Doch es gibt noch weitere Anbieter in Deutschland und Europa, die ebenfalls CCS-Netze bauen und mit den Spontanlade-Preisen unter Ionity liegen, Fastned beispielsweise. Zumindest beim Navigieren durch die ohne Tesla-Supercharger etwas komplizierte Lade-Landschaft will Polestar die Fahrer des 2 laut der Sprecherin unterstützen: Google Maps zeige in dem Elektroauto nicht nur die bestmöglichen Ladepunkte entlang einer Strecke, sondern auch Echtzeit-Prognosen über deren Auslastung. Die Nachfrage, ob auch die Preise der jeweiligen Ladestation angegeben werden, ließ sie zunächst unbeantwortet.