Ist jedes moderne Elektroauto ein Konkurrent für die Modelle von Tesla, für das Model 3 ab der Kompaktwagen-Klasse, bei Model S alle schnellen Limousinen und bei Model X jedes größere SUV? Darüber kann man streiten, nicht aber darüber, dass bald ein Konkurrent kommt, der diesen Namen definitiv verdient: der Polestar 2 unter Beteiligung von Volvo und Geely aus China. Der spielt in derselben Größen- und Preisklasse wie das Model Y – und anders als der Tesla soll er schon in diesem Sommer in Europa ausgeliefert werden, wie Polestar jetzt bekräftigte.
Deutschland „in Kürze“ an der Reihe
Die Produktion des Polestar 2 in einem Werk des chinesischen Volvo-Eigentümers Geely laufe wie geplant an, meldete das Unternehmen in dieser Woche. Dies geschehe angesichts des Coronavirus mit besonderem Augenmerk für Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiter – eine weitere Parallele zu Tesla, in dessen Gigafactory in Schanghai die Produktion anders als in den USA wieder aufgenommen wurde.
„In Kürze“ würden die vorliegenden Bestellungen für den Polestar 2 nun auch für Deutschland abgearbeitet, hieß es weiter. Die Auslieferungen würden ab Sommer dieses Jahres erfolgen und in Europa beginnen. Im deutschen Polestar-Konfigurator wird als „geschätztes Lieferdatum“ aktuell Juni 2020 angegeben. Ein Besteller veröffentlichte im Forum von teslamag.de den Text einer E-Mail, die von dem Unternehmen stammen soll und in der es den Produktionsstart bestätigt.
Raum wie beim Crossover Model Y
Damit wird aller Voraussicht nach in Deutschland bald der Polestar 2 ausgeliefert, der zwar als fünftürige Fließheck-Limousine bezeichnet wird, aber doch eher Ähnlichkeit zum Crossover Model Y als zum Model 3 von Tesla hat. Er bietet also den Raum, den manche Tesla-Interessenten in Europa gern hätten, aber in der Höhe derzeit nur mit dem viel teureren (und längeren) Model X bekommen können. Denn während das Model Y in Nordamerika schon seit Mitte März ausgeliefert wird (und für den vielen Platz gelobt wird), müssen europäische Kunden wohl bis zum Produktionsstart der neuen Gigafactory in Deutschland im Sommer 2021 darauf warten.
Gut ein Jahr lang hätte Tesla in Europa dem Polestar 2 also nur das Model 3 direkt entgegenzusetzen, dessen Grundpreis mit maximaler Reichweite und Allradantrieb in Deutschland nur etwa 1000 Euro darunter liegt. Beide haben einen in etwa gleich großen Akku – der beim Polestar allerdings nur für 480 WLTP-Kilometer reichen soll, gegenüber 560 Kilometer beim Tesla Model 3 (und später 505 Kilometer beim Model Y). Die Serienausstattung bei Polestar liest sich ähnlich elektrisiert und hochtechnisiert wie bei Tesla; elektrisch verstellbare Sitze mit Heizung sind bei beiden Elektroautos ebenso inklusive wie Kameras und Assistenten. Dem Model Y zumindest vorerst voraus hat der Polestar 2 eine Anhängerkupplung für 1100 Euro Aufpreis – und es gibt ähnlich wie bei Tesla ein Performance-Paket (für 6000 Euro).
Tesla in USA vorn, Patt in China?
In den USA wiederum stellt sich Situation genau andersherum dar als in Europa: Hier ist das Tesla Model Y schon auf den Straßen und laut Website kurzfristig lieferbar, während sich Polestar-Interessenten noch gedulden müssen. Nach der Mitteilung zum Produktionsstart soll nach Europa zunächst der chinesische Markt bedient werden, erst dann Nordamerika, wobei keine Daten genannt werden. Ziemlich zur gleichen Zeit aber – vielleicht noch in diesem Jahr – könnten beide Elektroautos in China verfügbar werden, denn dort baut Tesla schon kräftig an einem weiterem Gebäude, in dem das Model Y produziert werden könnte.