Trotz zahlreicher Andeutungen von Tesla-CEO Elon Musk hat das Design des Cybertruck alle überrascht – mehrere Interessierte berichten, bei der Präsentation zunächst einmal gedacht zu haben, der auf die Bühne rollende eckige Stahl-Koloss könne nicht wirklich der angekündigte Elektro-Pickup sein. Bekanntlich war er es doch, und nach dem ersten Schock gingen massenhaft – wenn auch unverbindliche – Vorbestellungen ein. Die Design-Szene aber scheint mit dem speziellen Aussehen weiterhin zu hadern.
Die Online-Publikation Autoblog hat jetzt eine Zusammenstellung von Meinungen etablierter Designer zum Cybertruck veröffentlicht. „Ich fand schon der Namen sofort schrecklich“, sagt darin Paul Galloway, Spezialist für Architektur und Design am New Yorker MOMA. Das Auto sei ihm dann auf den ersten Blick genauso dümmlich vorgekommen wie sein Name. Inzwischen aber gefalle ihm das Design eigentlich – weil es einfach anders sei als frühere, von Verbrennungsmotoren und ihren Komponenten bestimmte, so der Experte. Den Namen hasse er aber wirklich.
Camilo Pardo bringt Kritik zum Cybertruck an, die sich eher kleinlich anhört. Einfachheit und Minimalismus finde er in Ordnung, sagte der frühere Chef-Designer des SVT-Studios von Ford zu Autoblog. Aber von der Seite zeige das Auto eine andere Persönlichkeit als von vorne, es sehe aus wie zwei unterschiedliche Fahrzeuge. Wenn überhaupt wie irgendetwas anderes, sehe der Tesla ein wenig aus wie ein Konzept von Bertone aus den 1960-er oder 1970-er Jahren – „und zwar in einer sehr frühen Phase, bevor irgendjemand es zu sehen bekommen würde“.
Paul Synder, Professor für Transport-Design am College for Creative Studies in Detroit, zeigte sich vom Cybertruck hin- und hergerissen. Anfangs habe er nur „Schock und Horror“ empfunden, berichtet er, sich inzwischen aber mit dem Design eigentlich angefreundet, weil es eng mit den verwendeten Materialien zusammenhänge. Zu loben sei außerdem die praktische Rampe am Heck und die sicher verschließbare Ladefläche – „alles cool, und auf gewisse Weise rechtfertigt es die Ästhetik“.
Auf einer grundlegenderen Ebene aber äußert Snyder Bedenken: „Mein Problem damit liegt auf der gesellschaftlich-moralischen Ebene. Dieses Ding strahlt Dystopia aus, Kriegsgebiet, Kampffahrzeug. Und das ist nicht, was wir auf den Straßen sehen wollen – erst recht nicht, wenn es autonom ist“, erklärt er. Für Designer stelle sich heute die spannende Aufgabe, die ersten echten Massen-Interaktionen mit Robotern zu gestalten – nicht mehr in Fabriken oder nur in Form von Software-Assistenten, sondern als autonome Autos im realen Alltag. „Und wollen wir wirklich, dass diese Dinger in unseren Vierteln aussehen wie Wächter in einem Kriegsgebiet?“, fragt Snyder.