Erst vergangene Woche hat Tesla in einem Prozess um einen Unfall, den eine Kundin mit einem Model S unter Autopilot-Steuerung hatte, gewonnen – die Jury sah bei dem Geschehen keinen Fehler des Unternehmens und verweigerte den geforderten Schadensersatz. Allerdings läuft eine ganze Reihe anderer Verfahren in Zusammenhang mit dem Assistenz-System, dessen Fähigkeiten oft überschätzt werden, nach Darstellung der Klagenden auch, weil Tesla-CEO Elon Musk sie übertrieben darstellt. In einem weiteren Prozess in Kalifornien muss er jetzt unter Eid dazu aussagen.
Apple-Ingenieur in Tesla Model X getötet
Dabei geht es um einen Tesla-Unfall, der 2018 für Aufsehen sorgte. Ein Ingenieur bei Apple war mit seinem Model X mit hoher Geschwindigkeit und aktiviertem Autopilot gegen einen Fahrbahn-Trenner auf einer kalifornischen Autobahn gefahren (s. Foto oben) und wurde dabei getötet. Dabei hatte er laut einem Untersuchungsbericht die Hände nicht am Lenkrad. Dennoch klagte die Familie des Getöteten gegen Tesla, mit dem Argument, dass das Autopilot-System nicht richtig funktioniert habe.
Laut einem Bericht von Reuters bezogen sich die Kläger dabei unter anderem auf Aussagen von Tesla-CEO Musk, der 2016 bei einer Konferenz gesagt habe, ein Model S oder Model X fahre autonom bereits sicherer als ein Mensch. Ein Video dazu ist weiterhin auf YouTube zu finden, wurde aber von den Musk-Anwälten in Zweifel gezogen: Der Tesla-Chef selbst könne sich an die Aussage nicht im Detail erinnern, und häufig würden gefälschte „deep fake“-Videos mit ihm veröffentlicht.
Damit kam die Musk-Seite jedoch nicht durch. Laut Reuters bezeichnete die Richterin das Fake-Argument als „zutiefst beunruhigend“. Die Position der Verteidigung sei, dass öffentliche Aussagen von Musk immun seien, nur weil er berühmt sei und deshalb möglicherweise gefälschtes Material mit ihm veröffentlicht wird. Auf diese Weise könnten er und andere bekannte Personen sich der Verantwortung für das entziehen, was sie sagen und tun. Also entschied sie, dass der Tesla-Chef unter Eid dazu aussagen muss, und sah dafür drei Stunden für die Verhandlung Ende Juli vor.
Tesla-Chef Musk dürfte aussagen müssen
Am Donnerstag wurde in einer Anhörung endgültig entschieden, dass Musk in dem Prozess aussagen muss, berichtet die Nachrichten-Agentur Bloomberg. In einem anderen Autopilot-Prozess sei es Tesla gelungen, das zu verhindern, im aktuellen Fall aber habe die Richterin keine andere Möglichkeit gesehen. Den Vorschlag, den CEO lediglich schriftlich antworten zu lassen, lehnte sie ab. In der direkten Befragung, allerdings per Video-Konferenz statt vor Ort, soll Musk dazu Auskunft geben, ob Videos, in denen er das System lobt, tatsächlich ihn selbst zeigen.
Darüber hinaus könnte noch ein weiteres Video eine Rolle spielen: 2016 veröffentlichte Tesla einen Beitrag, der eine anscheinend autonome Fahrt eines Model X durch Kalifornien zeigt. In dem Prozess um den späteren tödlichen Unfall in einem solchen Elektroauto sagte der Chef für Autopilot-Software bei Tesla jedoch bereits, dass dafür vorab erstellte 3D-Karten verwendet und mehrere Versuche gebraucht wurden. Das Video soll von Tesla-CEO Musk persönlich in Auftrag gegeben worden sein, um die Möglichkeiten des Systems zu demonstrieren, aber nicht seinen aktuellen Stand.