Nach einem tödlich verlaufenen Unfall mit einem Tesla Model X im Autopilot-Modus im März 2018 hat die US-Verkehrssicherheitsbehörde NTSB Kritik an mehreren Parteien geäußert, die nach ihrer Einschätzung dazu beigetragen haben. Das geht aus einer Mitteilung der Behörde von diesem Dienstag hervor, die nach einer öffentlichen Sitzung zu dem Tesla-Unfall veröffentlicht wurde. Insgesamt seien in diesem Zusammenhang neun Empfehlungen ausgesprochen worden – sie richten sich an Tesla, aber auch an Smartphone-Hersteller wie Apple und Aufsichtsbehörden.
Bei dem schweren Unfall, über den weltweit berichtet wurde, war ein Software-Entwickler mit seinem Tesla Model X mit hoher Geschwindigkeit frontal gegen einen (beschädigten) Fahrbahn-Trenner auf einer Autobahn in Kalifornien gefahren. In der NTSB-Untersuchung wurde laut der Mitteilung festgestellt, dass „die Einschränkungen des Autopilot-Systems von Tesla, das zu große Vertrauen des Fahrers in den ‚Autopiloten‘ und die Ablenkung des Fahrers“ den Unfall verursachten.
Tesla soll Empfehlungen ignoriert haben
Den Logging-Daten im Tesla-Computer hat die NTSB nach ihren Angaben entnommen, dass das Autopilot-System in den zehn Sekunden vor dem Aufprall aktiviert war. 5,9 Sekunden davor habe das Spurhaltesystem Autosteer nach links in Richtung der Barriere gelenkt, während bis zu dem Unfall keine Hände am Lenkrad registriert wurden. Vom Tesla sei keine Frontaufprallwarnung ausgegeben worden und das automatische Notbremssystem habe nicht eingegriffen.
Laut der Nachrichtenagentur Reuters bezeichnete der NTSB-Präsident Robert Sumwalt das Autopilot-System in der Sitzung als „völlig unzureichend“. Schon mehrmals seien Elektroautos von Tesla auf große Hindernisse aufgefahren, Fahrer hätten ihre Hände bei Autopilot-Nutzung unter bestimmten Umständen mehrere Minuten lang von Lenkrad nehmen können. Mittlerweile fordere Tesla häufiger dazu auf, das Steuer in der Hand zu behalten. In Europa hätten Behörden dafür ein Intervall maximal von 15 Sekunden vorgeschrieben. Anders als fünf andere Autohersteller habe Tesla NTSB-Empfehlungen zu dem Thema ignoriert.
Doch die NTSB, die eine rein beratende Funktion hat, sieht neben Tesla weitere Parteien in der Mitschuld für den tödlichen Crash. Laut der Untersuchung spielte der Fahrer unterwegs ein Smartphone-Spiel, und wie Reuters weiter berichtet, kritisierte die Behörde Apple und andere Hersteller dafür, dass sie sich weigern, ihre Geräte beim Autofahren zu deaktivieren. Außerdem wurde mit Blick auf Apple bemängelt, dass das Unternehmen keine Richtlinie zum sicheren Fahren für seine Beschäftigten habe – der getötete Tesla-Fahrer arbeitete für Apple.
Neubewertung von Tesla-Autopilot?
Mit Blick auf den letzten Punkt sieht die NTSB ein Versäumnis der US-Behörde für Arbeitssicherheit und Gesundheit: Sie habe keine Maßnahmen gegen Arbeitgeber ergriffen, „die sich nicht mit den Gefahren von abgelenktem Fahren beschäftigen“.
Und schließlich wird die National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) kritisiert, die wie die NTSB für Verkehrssicherheit zuständig ist, aber anders als diese auch regulierend eingreifen kann: Die NHTSA habe bezüglich Sicherheit von automatisierten Fahrzeugen einen „nichtregulatorischen“ Ansatz gewählt, befand die NTSB laut Reuters. Empfohlen werde eine komplette Neubewertung von Teslas Autopilot-System.