Erst in dieser Woche wurde bekannt, dass bei einem tödlichen Unfall mit einem Tesla Model S in Kalifornien im Februar (s. Foto) das Autopilot-System aktiviert war – es soll schon das 17. Mal seit Einführung einer Meldepflicht im Juni 2021 gewesen sein, dass in den USA mindestens ein Mensch bei einem Unfall mit Autopilot-Beteiligung ums Leben kam. Bei der US-Verkehrsbehörde NHTSA und anderen Stellen laufen deshalb verschiedene Untersuchungen. Im Prozess um einen vergleichsweise harmlosen Autopilot-Unfall aber sah die Jury jetzt keine Schuld von Tesla und verweigerte der Klägerin den gewünschten Schadensersatz.
0 $ Schadensersatz nach Unfall mit Tesla
Von dem Ergebnis des Verfahrens vor einem Gericht in Los Angeles berichtete am Freitag zuerst die Nachrichten-Agentur Reuters. Geklagt hatte demnach die Besitzerin eines Tesla Model S von 2016. Nach ihren Angaben hatte ihr Elektroauto im Jahr 2020 bei aktiviertem Autopilot in Richtung eines Randsteins gelenkt, was sie nicht rechtzeitig korrigieren konnte. Beim Auftreffen löste ein Airbag aus, wodurch der Kiefer der Frau brach, Zähne verloren gingen und Nerven im Gesicht beschädigt wurden.
Die Verantwortung für den Unfall und seine Folgen sah die Klägerin in Fehlern im Autopilot-System und bei der Airbag-Steuerung und verlangte laut Reuters deshalb 3 Millionen Dollar Entschädigung. Stattdessen aber bekam sie 0 Dollar zugesprochen. Die Jury habe festgestellt, dass der Airbag nicht unsicher funktioniert und dass Tesla nicht mit Absicht Tatsachen verschwiegen habe. Ein Professor für juristische Fragen bei autonomen Fahrzeugen bezeichnete die Entscheidung laut dem Bericht als „riesigen Sieg“ für Tesla.
Eines der Argumente des Unternehmens war, dass die Klägerin das Autopilot-System auf städtischen Straßen aktiviert hatte, obwohl es dafür nach Angaben im Handbuch nicht geeignet ist. Zum Zeitpunkt des Unfalls hatte der Beta-Test der FSD-Software, die auch beim Fahren in der Stadt unterstützen soll, noch nicht begonnen. Allgemein weist Tesla darauf hin, dass sein Autopilot noch kein autonomes Fahren ermöglicht und ständige Überwachung durch die Person am Steuer erfordert.
Autopilot soll laut Musk 2023 autonom werden
In diesem Jahr soll sich das ändern, sagte CEO Elon Musk nach Veröffentlichung der Q1-Geschäftszahlen von Tesla am Mittwoch. Das Gleiche hat er allerdings schon seit 2017 für das jeweilige Jahresende in Aussicht gestellt, und zeigte sich im vergangenen Jahr selbst etwas amüsiert über diese wiederholten Ankündigungen ohne Ergebnis.
Laut dem Reuters-Bericht hat die Entscheidung in Los Angeles keine bindende Wirkung für andere Gerichte, ist aber als erste dieser Art dennoch bedeutend, weil Tesla und gegnerische Anwälte in den übrigen Fällen ihre Strategien daran orientieren können. Bei Unfällen mit tödlichen Folgen und auf Autobahnen könne die Sicht der Jury aber anders sein, sagte ein Informatik-Professor der Agentur.