Nach und nach nehmen etablierte Auto-Hersteller einschließlich der deutschen mindestens vorzeigbare Elektroautos in ihr Angebot, aber Peter Rawlinson können sie damit nicht beeindrucken: Letztlich gehe es auf diesem Markt um ein Technologie-Rennen, sagte der frühere Leiter der Fahrzeug-Entwicklung bei Tesla und heutige CEO von Lucid Motors jetzt in einem Interview. Aktuell gebe es bei diesem Rennen nur einen Teilnehmer mit Sieges-Chancen, und das sei Tesla, erklärte Rawlinson. Mit eigener „Weltklasse-Technologie“ aber will er das Elektroauto-Rennen bald spannender machen.
Elektroautos als Technologie-Rennen
Daten zu seinem Luxus-Elektroauto Air hat Lucid bereits genannt. Sowohl bei der Reichweite als auch bei der Lade-Geschwindigkeit soll es das beste Tesla-Modell übertreffen. Zwischendurch wollte Rawlinsons früherer Arbeitgeber mit dem Model S Plaid+ Ende dieses Jahres zurückschlagen, doch diese Variante sagte CEO Elon Musk wieder ab. Auf die ersten Air-Auslieferungen wartet die Welt allerdings auch noch. In diesem Februar wurden sie von Frühjahr 2021 auf die zweite Jahreshälfte verschoben.
Dabei soll es jetzt offenbar bleiben, und vergangene Woche kündigte Lucid den Abschluss der geplanten Börsen-Fusion mit einer Spac-Gesellschaft einschließlicher neuer Kapital-Injektion für Ende Juli an. Mit dem frischen Geld sollen die Investitionen erhöht werden und rund 350 Millionen Dollar früher als bislang vorgesehen in den Aufbau der Produktion fließen. Bis 2023 soll so eine Kapazität von 53.000 Lucid Air pro Jahr entstehen. Außerdem ist eine eigene Linie für das Elektro-SUV Gravity geplant, dessen Vorstellung Lucid jetzt für Ende 2023 avisierte.
Für den Air gibt es inzwischen mehr als 10.000 Reservierungen, sagte Rawlinson am Mittwoch der Seite Yahoo Finance. Im Vergleich zu den manchmal von oder über Tesla gemeldeten Zahlen nimmt sich das bescheiden aus. Von den Ambitionen des Wechslers aber kann man das nicht sagen.
Lucid zweites Pferd neben Tesla
Die zunehmende Konkurrenz bei Elektroautos bezeichnete Rawlinson als positiv – die Branche werde dadurch nur besser. Aber obwohl zum Beispiel Mercedes bald den luxuriösen EQS mit bis zu 770 Kilometern WLTP-Reichweite auf den Markt bringen will, hat in dem technologischen Elektroauto-Rennen in seinen Augen bislang nur Tesla Chancen auf den Sieg. Das sei auch der Grund für den enorm hohen Wert, der dem Unternehmen an der Börse zugestanden werde. Zumindest zum zweiten Favoriten könne Lucid mit der eigenen Hardware und Software, die in den vergangenen Jahren entwickelt wurde, aber werden, sagte Rawlinson: „Wir wollen ein Rennen mit zwei Pferden daraus machen“.