Langsam, aber sicher schreitet auch jenseits des Autopilot-Systems von Tesla die Entwicklung bei autonomem Fahren voran. Während Tesla-CEO Elon Musk sich öffentlich vorgenommen hat, dafür mit künstlicher Intelligenz im Prinzip die ganze Welt zu verstehen, gehen andere Unternehmen stückweise vor, indem sie ihre autonomen Dienste geografisch eng begrenzen. Nach eigenen Angaben am weitesten ist dabei das Google-Projekt Waymo: Es betreibt schon komplett fahrerlose Taxis in Teilen der US-Stadt Phoenix und fängt vorsichtig jetzt auch in San Francisco damit an.
Echte Roboter-Taxis unterwegs
Der Ausdruck Robotaxis wurde von Tesla-Chef Musk geprägt, als er im Frühjahr 2019 die intern entwickelte Computer-Hardware namens FSD vorstellte, die sie bis Ende des nächsten Jahres millionenfach möglich machen sollte. Stattdessen begann im Herbst 2020 erst einmal ein Beta-Test mit einer ebenfalls als FSD bezeichneten Software dafür. Die wird seitdem häufig aktualisiert und übernimmt tatsächlich alle Fahraufgaben. Allerdings ist sie dazu bislang weder fehlerfrei in der Lage noch als autonom zugelassen – die Person am Tesla-Steuer behält stets die Verantwortung.
Noch also kann von Tesla-Robotaxis im engeren Sinn keine Rede sein, aber Unternehmen wie Waymo bieten erste Dienste dieser Art an und weiten sie aus. Waymo startete im Oktober 2020 in Phoenix als erster mit autonomen Taxis ohne Reserve-Fahrer. Im vergangenen August folgte San Francisco, zunächst ebenfalls mit ausgewählten Kunden sowie zusätzlich mit Mitarbeitern am Steuer. Seit Anfang des Monats darf Waymo Geld von den Fahrgästen nehmen. Und jetzt werden auch seine Autos in San Francisco stärker zu echten Robotaxis, weil sie auch dort ohne menschliche Aufpasser fahren dürfen.
1/ Some San Franciscans may have already noticed @Waymo cars with empty driver’s seats. Now it’s official: we’ve started fully autonomous operations in SF! https://t.co/8fvv3JL1xp pic.twitter.com/OTgLvS9eDR
— Dmitri Dolgov (@dmitri_dolgov) March 30, 2022
Das teilte Waymo in dieser Woche mit und veröffentlichte dazu ein Video einer der ersten unbeaufsichtigten Fahrten durch die Technologie-Stadt, in der auch viele Teslas die FSD-Software für das Autopilot-System testen. Ebenfalls ähnlich wie in Videos von Beta-Testern dort und anderswo zeigt Waymo teils die reale Straßen-Ansicht und teils die Wahrnehmung und Wegplanung durch sein Driver genanntes System. Es sei fehlerfrei mit Fußgängern, freien Abbiege-Vorgängen, Baustellen und in zweiter Reihe geparkten Fahrzeugen zurechtgekommen, schrieb Waymos Co-CEO Dmitri Dolgov dazu.
Einstweilen können das echte Robotaxi-Gefühl in San Francisco nur Beschäftigte von Waymo erleben. Wann es auch für ausgewählte Kunden und dann wie in Phoenix für die gesamte Öffentlichkeit verfügbar wird, teilte das Unternehmen jetzt nicht konkret mit. Allgemein wird es aber als Ziel erkennbar, und Waymo erwähnt, dass der „voll autonome Fahrdienst“ in Zukunft ausgeweitet werden soll. Aktuell sei man der einzige Anbieter, der in mehr als einer Stadt gleichzeitig mit einem solchen Dienst aktiv sei.
Tesla breiter, Waymo autonomer
Dank der vorherigen Erfahrungen habe Waymo seinen autonomen Driver schnell und zuversichtlich in San Francisco einsetzen können, sagte Co-CEO Dolgov laut der Pressemitteilung. Wichtigstes Ziel sei ein „sicheres, robustes und generalisierbares“ System, dessen Funktionen sich gut auf andere Geographien und Produkte übertragen lassen. Bei der geografischen Übertragung geht Waymo offenbar Stadt für Stadt vor – auf den fahrerlosen Start in San Francisco soll die Innenstadt von Phoenix folgen, zunächst ebenfalls nur für Mitarbeiter sowie mit Aufpasser am Steuer. Tesla dagegen geht länderweise vor und hat im März begonnen, seinen FSD-Betatest von den USA auf Kanada auszuweiten. In San Francisco so autonom fahren wie Waymo kann und darf das Autopilot-System mit FSD-Software aber noch nicht.